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Der angeklagte mutmaßliche IS-Unterstützer sitzt zu Beginn seines Prozesses im Gerichtssaal hinter einer Glasscheibe. Davor steht seine Verteidigerin Susanne Lange.

© dpa/Christophe Gateau

Update

Anschlag auf Israels Botschaft in Berlin geplant?: 19-Jähriger distanziert sich von IS vor Gericht

Ein 19-jähriger Tschetschene soll einen Sprengstoffanschlag auf die Botschaft Israels in Berlin in Betracht gezogen haben. Vor Gericht spricht er von Perspektivlosigkeit.

Stand:

Als Akhmad E. am Hauptstadtflughafen BER festgenommen wurde, war er ohne Gepäck und recht ruhig. Er sprach von einer Pilgerfahrt nach Mekka. Die Ermittler aber sind überzeugt, dass er auf dem Weg nach Pakistan war, um sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anzuschließen. In den Wochen zuvor soll er einen Sprengstoffanschlag auf die Botschaft Israels in Berlin in Betracht gezogen haben. Vor dem Kammergericht zeigte sich der 19-Jährige nun reuig und distanzierte sich von radikalem Gedankengut.

Angeklagter: „Ich habe mich zunehmend radikalisiert“

„Ich war in einer tiefen Strukturlosigkeit gefangen“, erklärte der russische Staatsangehörige tschetschenischer Abstammung. Er habe sich in den Monaten zuvor von Freunden und seinen vier Geschwistern entfremdet, sei perspektivlos und einsam gewesen. „Ich habe mich zunehmend radikalisiert“, gab E. zu. Mit zwei Islamisten habe er gechattet – „meine Sichtweise verengte sich“.

Die Anklage geht davon aus, dass E. seit dem 6. Februar 2025 einen islamistisch motivierten Sprengstoffanschlag gegen nach seiner Auffassung „Ungläubige“ in Deutschland verüben wollte. Die Botschaft Israels sei ein mögliches Ziel gewesen. Das Vorhaben sei aber daran gescheitert, dass er nicht die erforderlichen Komponenten beschaffen konnte.

Parallel zu seinen Anschlagsideen soll er für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Propagandamaterial ins Russische und Tschetschenische übersetzt haben. Kurz vor der geplanten Ausreise habe er einem mutmaßlichen IS-Mitglied im Ausland ein Video mit einem Treueschwur auf die Organisation geschickt.

Akhmad E. ist in Österreich geboren, seine Familie hatte dort erfolglos Asyl beantragt. Es ging zurück nach Tschetschenien, ein Jahr später nach Polen, dann wieder in die Heimat. Schließlich reiste die Mutter mit ihren vier Kindern im Jahr 2015 nach Deutschland. Der 19-Jährige lebte zuletzt in einer Flüchtlingsunterkunft in Potsdam. In der neunten Klasse schwänzte E. zunehmend und verließ die Schule. Er sei für einige Zeit nach Tschetschenien zum Vater geschickt worden und sei im Internet auf den IS gestoßen, so der Angeklagte.

IS-Kämpferausbildung als eine „Art militärisches Abenteuer mit Freunden“

E. gab nun zu, dass er vor neun Monaten ausreisen wollte, um sich zu einem IS-Kämpfer ausbilden zu lassen. Er habe es für eine „Art militärisches Abenteuer mit Freunden“ gehalten. Doch ernsthafte Anschlagsideen habe es nicht gegeben. Zwar sei er im Internet auf eine Anleitung zur Herstellung von Sprengstoff gestoßen und habe in Chats von einem Anschlag gesprochen, doch er habe es nicht ernst gemeint. „Ich wollte Anschluss finden“, er habe sich wichtig machen wollen.

Als er nach seiner Festnahme am 20. Februar in Haft saß, habe er begriffen, wie weit er sich von der „Familie und Werten“ entfernt hatte. „Ich distanziere mich heute eindeutig und vollständig von radikalen Gedanken“, so der Angeklagte. Er bitte um Entschuldigung, er wolle an sich arbeiten.

Die Anklage gegen den Heranwachsenden lautet auf Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland. Zudem soll sich E. der versuchten Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland sowie der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat schuldig gemacht haben.

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