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Monika Herrmann, 49, Grüne, ist eine der wenigen Politikerinnen, die offen lesbisch leben.

© Kai-Uwe Heinrich TSP

Anschuldigungen zum Antritt: Bürgermeisterin Herrmann soll Freundin Amt verschafft haben

Ab heute ist Monika Herrmann Bürgermeisterin in Friedrichshain-Kreuzberg. Im Rathaus kursiert das Gerücht, sie habe ihrer Freundin ein Amt verschafft. Der Vorwurf ist heikel - Hermann ist eine der wenigen Frauen in Politik und Verwaltung, die offen lesbisch lebt.

Von Sabine Beikler

Am Mittwoch ging sie noch als Bezirksstadträtin für Familie, Gesundheit, Kultur und Bildung nach Hause. Heute wird Monika Herrmann als Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg im Bezirksamt in der Frankfurter Allee erwartet. Pünktlich zur Amtseinführung wird die Grünen-Politikerin mit Anschuldigungen eines anonymen Briefeschreibers konfrontiert, sie habe ihre Partnerin in eine hohe Leitungsposition gehoben.

Herrmann wird vorgehalten, Frau B. zur Stellvertreterin der neu berufenen Jugendamtsdirektorin Katrin Schröder ernannt zu haben. Der bisherige Jugendamtsdirektor Thomas Harkenthal gleicht zurzeit noch Überstunden aus und geht im November in den Ruhestand.

Der Anonymus beschreibt, dass Frau B. einige Jahre im Bereich Frühe Bildung, Kitaberatung, Tagesbetreuung in leitender Funktion gearbeitet habe. Dieser Dienstbereich sei das „Steckenpferd“ von Monika Herrmann gewesen, die bis 2011 Jugendstadträtin war. Der Bereich soll „personell üppig“ ausgestattet worden sein, während andere Bereiche „ausgedünnt“ worden seien.

Monika Herrmann erklärt, dass nach dem Wegfall der Kitaberatung der Bereich mit zwei Leitungsstellen zusätzlich aufgestockt worden sei: mit einer Schulsozialarbeiterin, einer Mitarbeiterin für frühe Hilfen in Friedrichshain und zwei Mitarbeitern in Kreuzberg. „Wir haben die Schwerpunkte auch auf den Ausbau von Familienzentren gelegt“, sagt sie. Jede Stelle sei „intern und extern unter Einbeziehung des Personalrats“ ausgeschrieben worden. Sie streitet – analog zur Ämterpatronage – eine „Ämtermatronage“ vehement ab. Frau B. sei bereits eine von mehreren Stellvertretern des Jugendamtsdirektors Harkenthal gewesen. Seine Nachfolge sei im Übrigen als Beamtenstelle ausgeschrieben worden. Und Frau B. habe ihre Stellvertreterposition auch nicht verändert. Der Personalrat sei eingebunden gewesen. Dessen Vorsitzender war am Mittwoch nicht erreichbar.

Monika Herrmann ist eine der wenigen Frauen in Verwaltung und Politik, die offen lesbisch lebt. Nicht nur sie musste sich mitunter während ihrer Tätigkeit diskriminierende Sprüche anhören. Über ihre Beziehung zu Frau B. sagt sie: „Sie ist meine Freundin, wir verbringen Zeit miteinander.“ Dass Frau B. ihre Lebensgefährtin ist, bestätigt Herrmann nicht.

Herrmanns homosexueller Parteifreund Dirk Behrendt, Abgeordneter aus Friedrichshain-Kreuzberg, sagt über die anonymen Vorhaltungen. „Es gibt möglicherweise Neider, die alles Mögliche mutmaßen.“ Der CDU-Abgeordnete Kurt Wansner will den Vorgang auch nicht bewerten. Er sagt lediglich, dass man in politischen Positionen „viel Fingerspitzengefühl“ haben müsse.

Monika Herrmann wird die Bereiche Familie und Gesundheit weiter betreuen, Kultur und Weiterbildung jedoch abgeben. Allerdings wird die Nachfolgerin von Franz Schulz nicht ins Bürgermeisterbüro in den dritten Stock ziehen. Sie bleibt in ihrem Büro im ersten Stock – der Einfachheit halber. „Sonst müssten hier im Bezirksamt als Folge viel mehr Mitarbeiter umziehen.“

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