zum Hauptinhalt
Gut gebucht. Rund 140 Veranstaltungen werden in diesem Jahr voraussichtlich in der O2-Arena stattfinden. Laut Anschutz Entertainment Group ist das seit der Eröffnung der Halle vor vier Jahren ein neuer Rekord. Am Donnerstag trat dort Lady Gaga auf.

© ddp

Anschutz Entertainment Group: Großarena zu verkaufen

US-Milliardär Anschutz will sich von seiner Entertainment Group trennen. Über Folgen für die O2-World und das angrenzende Bauareal wird spekuliert. Und auch darüber, warum er ausgerechnet jetzt verkaufen will.

Damit hatte in Berlin so gut wie niemand gerechnet. Nur das Management der O2-World hatte es schon kurz vorher erfahren. Senat, Abgeordnetenhaus und der Bezirk Friedrichshain- Kreuzberg aber waren am Donnerstag völlig überrascht, als sie die Nachricht erreichte, dass US-Milliardär Philip Anschutz seine weltweit engagierte Anschutz Entertainment Group verkaufen will – und damit neben den Eisbären Berlin auch die O2-Arena am Friedrichshainer Spreeufer sowie das 20 Hektar große Areal drumherum, auf dem bereits ein neues Stadtviertel entsteht.

Was bedeuten die Verkaufspläne für das Gelände? Inwieweit könnte ein neuer Investor das Bebauungskonzept noch in seinem Sinne verändern? Und warum will Anschutz ausgerechnet zu einem Zeitpunkt verkaufen, an dem die Halle einen Veranstaltungsrekord vermeldet und die Bauvorhaben am Spreeufer offenbar recht gut vorankommen? Angetrieben vom Berliner Immobilienhype. Darüber wird nun heftig spekuliert.

Gar nicht so lange her. Im September 2006 wurde der Grundstein für die riesige Sport- und Kulturhalle am Spreeufer gelegt. Mit dabei: Schauspielerin Veronica Ferres, der Regierende Klaus Wowereit und die damalige Senatorin für Stadtentwicklung Ingeborg Junge-Reyer.
Gar nicht so lange her. Im September 2006 wurde der Grundstein für die riesige Sport- und Kulturhalle am Spreeufer gelegt. Mit dabei: Schauspielerin Veronica Ferres, der Regierende Klaus Wowereit und die damalige Senatorin für Stadtentwicklung Ingeborg Junge-Reyer.

© Mike Wolff

Solche lokalen Kriterien würden bei den Verkaufsplänen des Unternehmenschefs gar nicht berücksichtigt, sagt der Berliner Anschutz-Sprecher Moritz Hillebrand. Die Gruppe werde als Paket weltweit angeboten. „Dazu gehören 120 Standorte mit nahezu ebenso vielen Veranstaltungshallen und 20.000 Mitarbeitern.“ Möglicherweise wolle Anschutz verkaufen, weil die Gruppe gerade jetzt profitabel sei. In Berlin arbeite man in der Arena und dort herum wie vorgesehen weiter. Zumal die O2-World mit 140 Veranstaltung 2012 so gut gebucht sei wie noch nie seit ihrer Eröffnung vor vier Jahren.

Wie berichtet, hat die Anschutz-Gruppe zudem Anfang September die Verträge für den Bau eines Einkaufszentrums mit 120 Läden zwischen der Halle und der Warschauer Brücke unterschrieben. Bauherr und Investor ist die Immobilienfirma Multi Development Corporation. Für Anschutz ist das ein „weiterer wichtiger Schritt zur Entwicklung des Geländes“ – und auch zu dessen Vermarktung. Denn die Entertainment Group hat das riesige einstige Bahngelände zwischen Warschauer- und Mühlenstraße, Bahntrassen und dem Alten Postbahnhof vor zehn Jahren erworben und verkauft es nun Stück für Stück an Interessenten weiter.

Im Südwesten wurde an der neuen Vertriebszentrale des Daimler-Konzerns gerade Richtfest gefeiert. Mit dem Bau eines Hotels und eines Bürokomplexes will man 2014 beginnen. Und für die weiteren geplanten Neubauten auf dem Vorplatz der Arena mit Büros und Wohnungen sowie für ein Entertainment-Center mit Lokalen und Kinos gibt es laut Anschutz schon Interessenten.

Dieses gesamte städtebauliche Entwicklungskonzept ist rechtlich festgeschrieben. „Der Bebauungsplan und weitere Verträge wurden auf Landes- und Bezirksebene parlamentarisch beschlossen“, sagt die Sprecherin der Senatsbauverwaltung Daniela Augenstein. Vieles sei darin unverrückbar geregelt, so die Bebauungsdichte- und Höhe. Außerdem sind maximal vier Hochhäuser erlaubt, es müssen 200 Wohnungen geschaffen werden und aus Gründen des Konkurrenzschutzes für Nachbarkieze dürfen die neuen Geschäfte auf dem Areal insgesamt nicht mehr als 27.000 Quadratmeter Ladenfläche haben. „Greift ein Investor zu, muss er dieses Baurecht akzeptieren“, heißt es beim Senat. Es gibt offenbar nur ganz wenig Verhandlungsspielraum.

Auch SPD-Bauexperte Michael Arndt sieht erst einmal keinen Grund zur Sorge. Philip Anschutz habe bei der O2-World bisher Wort gehalten. Nun versichert der 72-jährige Milliardär, er suche einen Käufer, der seine Visionen und Ziele fortsetzt. Arndt meint: „Das klingt doch glaubhaft.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false