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Berlin: Anstoßen aufs WM-Jahr – aber ohne Wowereit

Zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule werden heute Nacht eine Million Besucher erwartet

Ein neues Jahr, zwei Kilometer Feiermeile, vier Bühnen, eine Million Besucher und 31 Ehrengäste – mit diesen Eckdaten startet heute Abend die traditionelle Silvesterparty zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Und weil das einzuläutende Jahr zugleich das WM-Jahr ist, steht die Feier im Zeichen des Fußballs: „Welcome to Germany“ lautet das Motto, unter dem Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble um 19.30 Uhr auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor die Botschafter aller 31 WM-qualifizierten Länder begrüßt. Geworben hatte der Veranstalter auch mit der Teilnahme des Regierenden Bürgermeisters – doch Klaus Wowereit ließ gestern überraschend wissen, er habe nie vorgehabt, dem inoffiziellen WM-Auftakt beizuwohnen. „Der Regierende feiert privat“, hieß es dazu gestern aus dem Rathaus. Franz Beckenbauer, Chef des WM-Organisationskomitees, wird gleichfalls nicht dabei sein. Auch er war angekündigt, lässt sich immerhin von seinem Vize Wolfgang Niersbach vertreten.

Wer mit Fußball nichts anfangen kann, muss nicht im Abseits stehen: Auf vier Bühnen und in acht Disko-Zelten wird ein vielfältiges Musik- und Show-Programm geboten. Erwartet werden eine Million Gäste. Wem das Gedränge zu groß wird, der kann ausweichen: Auf der Feiermeile steht ein 40 Meter hohes Riesenrad.

Wegen weiträumiger Straßensperrungen (siehe Grafik) empfiehlt die Polizei die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Für Fußgänger gesperrt ist in diesem Jahr das Brandenburger Tor: Besuchern, die aus östlicher Richtung zur Party unterwegs sind, werden Einsatzteams der Polizei den Weg weisen. 800 Polizisten und 160 Mitarbeiter vom Roten Kreuz sind an der Feiermeile im Einsatz, die Feuerwehr richtet drei „temporäre Feuerwachen“ ein. Aus Sicherheitsgründen dürfen weder Flaschen noch Feuerwerkskörper auf das Veranstaltungsgelände mitgebracht werden. Veranstalter Willy Kausch geht davon aus, dass seine Gäste das Knallverbot befürworten: „Die wissen ja, dass wir ihnen ein wunderschönes Feuerwerk bieten.“ Und das wird natürlich um Mitternacht abgebrannt, die Kosten liegen laut Kausch „im hohen fünfstelligen Bereich“.

Auch dieses Jahr gibt es zur Silvesterparty wieder eine Spendenaktion, mit deren Erlös sechs neue SOS-Kinderdörfer finanziert werden sollen. Wer spenden möchte, schickt einfach eine SMS mit dem Stichwort „WM“ an die Nummer 82292 (Kosten pro SMS: 2,99 Euro).

Einen Moment lang hatte es gestern noch so ausgesehen, als könnte die ganze Feier platzen: Der Besitzer eines Cafés Unter den Linden war gerichtlich gegen die weiträumigen Polizeiabsperrungen vorgegangen. Am Freitagvormittag jedoch wies das Verwaltungsgericht seinen Eilantrag zurück: Die Geschäftsnachteile seien nicht wesentlich genug, um die Veranstaltung abzusagen, eine Entschädigung sei jedoch möglich. Gastronom Jochen Soltmann sagte, er habe nicht die Party verhindern wollen, die Absperrungen aber seien „rücksichtslos gegenüber ortsansässigen Gewerbetreibenden.“ C.v.L./müh

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