zum Hauptinhalt
Foto: dapd

© ddp

Berlin: Anwalt der Autofahrer

Der ADAC-Ehrenvorsitzende Wolf Wegener feiert seinen 80. Geburtstag.

Das Wort „Auto“ konnte Wolf Wegener aussprechen, bevor er „Papa“ und „Mama“ sagen konnte. Autos haben in seinem Leben immer eine besondere Rolle gespielt, und das wird sich auch mit 80 Jahren nicht ändern. Im Bärensaal in Mitte werden sich am Mittwochabend rund 230 Gäste versammeln, um den ADAC-Ehrenvorsitzenden kräftig hochleben zu lassen. Unter anderem Klaus Wowereit, Frank Henkel, Eberhard Diepgen, Ferdinand Piëch,Eckart von Klaeden, Gloria von Thurn und Taxis, Rainer Brüderle, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Brigitte Grothum und Manfred von Richthofen wollen dem berühmten Anwalt der Autofahrer gratulieren.

Als Wegener 1933 auf die Welt kam, war es noch keineswegs eine Selbstverständlichkeit, dass Privatleute eigene Autos besaßen. Sein Vater aber, Direktor bei Telefunken, hatte seinen eigenen Wagen, und eines der ersten Kinderbilder zeigt den Jubilar neben dem Adler Cabrio des Vaters. Der war selbst schon seit 1921 Mitglied im ADAC und wurde 1958 Vorstandsvorsitzender. Damals schloss sich Wegener als freiwilliger Kamerad dem Pannendienst an. Das ist 45 Jahre her, in der Zwischenzeit war der promovierte Jurist dreißig Jahre lang, von 1978 bis 2008, ehrenamtlicher Vorsitzender des ADAC Berlin Brandenburg.

Ein unauffälliger Typ ist er gewiss nicht. Unter vollem weißen Haar blitzen seine Augen nach wie vor unternehmungslustig. Legendär waren seine Auftritte bei den ADAC-Bällen, die zeitweise so populär waren, dass sie mit 8000 Leuten gefeiert wurden. Der Vorsitzende ließ sich zur Eröffnung gern in schöner Begleitung im offenen Oldtimer auf die Bühne fahren. Kein Wunder, seine Sammelleidenschaft gilt Automodellen aus aller Welt und Bronzeskulpturen von Frauen.

Unvergessen ist die große Kampagne gegen Tempo 100 auf der Avus. Das war 1989, und Tagesspiegel-Chef Günter Matthes rief damals zum ADAC-Austritt auf. Auf diese Auseinandersetzung blickt Wegener inzwischen vergleichsweise milde zurück, findet die Begrenzung auf der Avus angesichts des gestiegenen Verkehrs heute selber richtig. Was nicht heißt, dass er mit den Jahren weniger streitbar geworden ist, im Gegenteil. „Deutschland schafft das Auto ab“, hieß das Buch, das er im vergangenen Jahr vorlegte, um endgültig ein Ende zu machen mit der Benachteiligung des Pkw. Die „Blitzkastenplanwirtschaft“ der kommunalen Abzocker nimmt er da ebenso aufs Korn wie die Busspur und den als Hindernis missbrauchten Blumenkübel.

Seit mehr als 40 Jahren ist er mit Frau Ilse verheiratet, hat Kinder und Enkel. Er selbst sieht sich als kantigen Typen, seine Dynamik hat er mit fortschreitenden Jahren nicht eingebüßt. Er war immer Optimist, hat sich ein erstaunliches Pensum auferlegt. Und weil er an die Realisierung von Utopien fest glaubte, ist sie ihm wohl auch gelungen. Ihm war es zu verdanken, dass die DDR sich auf ein Pannenhilfe- System auf der Transitstrecke einließ. Im Sommer 1988 schulten ADAC-Mitarbeiter ihre Kollegen im Osten, damit sie Autofahrern helfen konnten, die liegen geblieben waren. Er schaffte es noch zu Mauerzeiten, von den West-Alliierten eine Sondergenehmigung für den Rettungshubschrauber „Christoph 31“ zu bekommen.

Unzählige Ehrungen hat er für seinen Einsatz erhalten, darunter das Große Bundesverdienstkreuz und den „L’Ordre de Grimaldi“ des Fürstentums Monaco, dessen Honorarkonsul er lange war. Besonders viel bedeutet ihm die Tatsache, dass er das einzige lebende Ehrenmitglied des ADAC Deutschland ist. Nur 14 mal in seiner 110-Jährigen Geschichte hat der Club diesen Titel verliehen, an Carl Benz zum Beispiel oder Robert Bosch.

„Man muss sich kümmern“, lautet sein Erfolgsrezept. Seine größte Sorge ist, dass die Seele des ADAC unter der Vorherrschaft der Zahlen leiden könnte. Man dürfe nie vergessen: „Wir haben keine Kunden, sondern Mitglieder.“ Schon als das noch gar nicht populär war, hat er seine Geburtstage genutzt, um für gute Zwecke zu sammeln. Zum 80. Geburtstag hat er sich wieder keine Geschenke gewünscht, sondern Spenden an die Stiftung „Gelber Engel“. Elisabeth Binder

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false