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Berlin: Aquaplaning beim ADAC

Der Automobilclub feierte mit 5000 Gästen im ICC eine wahrhaft rauschende Ballnacht – mit kalter Dusche und heißen Tänzen

Der ADAC feierte und tanzte, und nichts deutete darauf hin, dass sich über den Köpfen der Festgesellschaft im Saal 2 des ICC etwas zusammenbraute, was nicht im Programm stand. Gerade hatte Tenor Michael Kleitman seine Arie – O sole mio! – herausgeschmettert, da vermischte sich der rauschende Beifall des gut gelaunten Publikums mit dem Zischen eines pyrotechnischen Schmankerls. Runde, von der Decke hängende Leuchter, waren mit dicken Wunderkerzen („Eisfontänen“) bestückt. Als die gezündet wurden, stieg in dem stimmungsheißen Saal die Temperatur, vermengt mit etwas Qualm. Auf diese Melange schien die Sprinkleranlage gewartet zu haben – sie ließ ihr Alt-Wasser laufen, ein Platzregen plätscherte in die Mitte des Saales – der ICC-Himmel hatte seine Schleusen genau da geöffnet, wo die Prominenz saß. Die Abendkleider! Die Smokings! Einige Gäste durchbrachen sofort den Kordon der Bodyguards und suchten trockenere Gefilde – wie Eberhard Diepgen, der in einem anderen Saal sogleich heftig ins Rocken kam. Andere gingen in Deckung und saßen plötzlich unter Tischen, Speisekarten und Servietten. US-Botschafter Daniel R. Coats demonstrierte gelassen amerikanisch-deutsche Kooperation, als er Jörg Schönbohms Glatze vom Sprinkler-Aqua befreite, während uns Alt-Bundespräsident Walter Scheel beruhigte, dass die beiden Pflaster an seinem Kopf keine Ball-Beschädigungen verdecken, sondern Folgen der 18. Operation seines Lebens sind. „Im Übrigen ist dieser größte deutsche Ball ein Fest für alle, die sich hier unter ihresgleichen fühlen“. Die feiernde Autofamilie Berlins und Brandenburgs tanzte das Wasserballett einfach mit einem Lächeln weg. Nach 50 Sekunden hatten die Techniker den Regenhahn zugedreht, bald die Pfützen weggewischt – Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer sah die Sache ganz praktisch: Da hätte man gleich mal sehen können, dass die Anlage gut funktioniert. ADAC und ICC ist die Sache dennoch peinlich, „wir bedauern den kleinen Vorfall und werden uns bemühen, eventuelle Unannehmlichkeiten wieder gutzumachen“, sagt ADAC-Pressesprecherin Maike Pannier.

Abgesehen von der Regenminute war es ein rauschender Abend in allen Sälen; ADAC-Chef Wolf Wegener und seine Crew hatten zur 79. Auflage des Balls über ein Dutzend Orchester und Solisten engagiert und Ulla Kock am Brink als Ansagerin aufgeboten – beim Star-Ensemble prominenter Gäste stand Franziska van Almsick, schön und einsam, im Blitzlicht. Hier begann ihr neues Leben, nicht beim Schwimm-Weltcup drüben in der Landsberger Allee. „Ich schwimme nur noch, wenn’s mir Spaß macht. Und dann auch nicht mehr als 100 Meter.“

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