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Glasklar: Die Fische im Aquadom des "Sealife" sind nicht billig - deshalb wird viel technischer Aufwand betrieben, um die Wasserqualität zu sichern.

© Jörg Carstensen/ dpa

Aquarium in Berlin: Ein Blick hinter den Goldenen Käfig

Der Aquadom im „Sealife“ ist das weltweit größte zylindrische Aquarium und beherbergt teure Fische. Im Hintergrund wird darum schwer geschuftet. Ein Besuch.

Der transparente Pool ist 22 Meter hoch und fasst eine Million Liter wohltemperiertes Wasser. Die Badegäste darin schwimmen durcheinander, balzen, bauen Gelege und produzieren dabei ziemlich viel Dreck. Kein Problem: Es gibt ja ein Team, das die dicken Kunststoffscheiben mit einer täglichen Handwäsche sauber hält, frische Snacks bereitstellt und immer ein Auge auf die Wasserqualität hat – ganz ohne Murren und Trinkgeld.

Die Rede ist nicht vom Pool des Radisson Blu, sondern vom „Sealife“ Aquadom im Innenhof. Es ist das weltweit größte zylindrische Aquarium mit 1500 bunten Fischen und befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Berliner Dom. Zu der piekfeinen Adresse passen die Anschaffungs-und Unterhaltungskosten, die für jeden Fisch bei rund 2000 bis 3000 Euro liegen. Entsprechend happig ist deshalb auch der reguläre Eintrittspreis von 20 Euro.

„Wir geben keinen Fisch auf“

Damit die Wasserqualität gut und seine Bewohner in Topform bleiben, werden im 2000 Quadratmeter großen Keller unter dem Aquarium ein Wasseraufbereitungswerk, ein Labor und eine Nachzucht betrieben. Die meisten Fische kommen aber von außen, aus den Weltmeeren und von Züchtern. Wird ein Fisch neu aufgenommen, kommt das Tier zunächst in eines der Becken in den Katakomben unter dem Aquadom und wird vom hauseigenen Veterinär untersucht und, wenn nötig, wieder aufgepäppelt. Im Labor nebenan wertet der Mikrobiologe Abstriche aus. „Das ist nötig, damit sich im Becken keine Krankheiten verbreiten“, sagt Uwe Abraham, Geschäftsführer des Aquadoms. Kranke Tiere kommen in eines der Quarantänebecken und bekommen besonderes Futter, bis sie wieder gesund sind – das kann sechs bis acht Wochen dauern. „Wir geben keinen Fisch auf“, sagt Uwe Abraham.

Im großen Aquarium werden die Fische von Hand gefüttert. Das ist vor allem für die Tiere am Beckenboden und kleinere Fische wichtig, betont Abraham. „Igelfische und Kugelfische etwa bekommen meist wenig Futter ab. Sie werden von Tauchern direkt gefüttert.“

Pro Stunde werden 900 000 Liter Wasser in das Becken befördert

Einer der vier Taucher ist Sven Zellmer. Er und seine Kollegen tauchen bis zu zwei Stunden am Tag durch das Becken, um mit einem handgroßen Schwamm 780 Quadratmeter Scheiben zu reinigen. „Anders geht es nicht. Nur mit der Handfläche kann man genügend Druck ausüben“, sagt Zellmer.

Im großen Becken kommen nicht nur die Fische und das Futter an, pro Stunde werden 900 000 Liter Wasser mithilfe von vier Pumpen hineinbefördert. Auf seinem Weg wird das Wasser neu aufbereitet und verschiedene biochemische Parameter gemessen. Auch die Gelege, die die Fische ständig bauen, können die Wasserqualität beeinträchtigen und müssen deshalb von Sven Zellmer und den anderen Tauchern entfernt werden. „Dabei muss man aufpassen. Der Rotzahn-Drückerfisch verhält sich sehr territorial und verteidigt seine Eier“, sagt er. Gefährlich werde es aber nur bei giftigen Arten. Auch Zellmer hat im Becken schon eine brenzlige Begegnung mit gefährlicheren Fischen gehabt.

Normalerweise geht es im Becken aber gesitteter zu – schließlich sind es besonders extravagante Fische.

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