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Berlin: Arbeiterwohlfahrt verkauft Stationen

Die häusliche Alten- und Krankenpflege der Arbeiterwohlfahrt steht vor dem Ausverkauf: Jetzt wurde bekannt, dass auch die acht AWO-Sozialstationen im Norden und Südwesten Berlins neue Betreiber erhalten sollen. "Wir forcieren die Verkaufsverhandlungen", sagte AWO-Geschäftsführer Hans-Wilhelm Pollmann.

Die häusliche Alten- und Krankenpflege der Arbeiterwohlfahrt steht vor dem Ausverkauf: Jetzt wurde bekannt, dass auch die acht AWO-Sozialstationen im Norden und Südwesten Berlins neue Betreiber erhalten sollen. "Wir forcieren die Verkaufsverhandlungen", sagte AWO-Geschäftsführer Hans-Wilhelm Pollmann. Interessiert seien das Diakonische Werk und private Pflegefirmen. In den betroffenen Stationen arbeiten rund 500 Beschäftigte, sie betreuen mehr als 1000 Patienten.

Wie berichtet, erwirtschaften alle Sozialstationen der Arbeiterwohlfahrt hohe Verluste. Deshalb verkaufte die AWO Anfang November fünf Stationen im Südwesten der Stadt an einen Privatbetreiber. Die restlichen wollte man mit einem Sanierungsplan retten, den die Geschäftsführung gemeinsam mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi beschließen sollte. Doch diese Verhandlungen sind nun gescheitert.

Zankapfel war ein "Notlagen-Tarifvertrag", der allen Mitarbeitern erhebliche Einkommensverluste gebracht hätte. 15 Monate lang sollten sie auf zehn Prozent ihres Gehaltes sowie auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten. Danach wollte die AWO den Lohnabstrich auf drei Prozent reduzieren und die Zusatzgehälter wieder auszahlen. Doch aus Sicht von Verdi hätten selbst dieses Opfer und weitere Bemühungen um effizientere Arbeitsabläufe nicht gereicht, um schwarze Zahlen zu erreichen. Zu dieser Überzeugung kam die Gewerkschaft, nachdem ein Wirtschaftsprüfer die Situation der Pflegegesellschaften in ihrem Auftrag unter die Lupe genommen hatte. Folglich lehnte Verdi den Notvertrag ab.

Ob eine Sozialstation wirtschaftlich überleben kann, hängt heute von ihren Personalkosten ab. Diese sind bei den verschiedenen Betreibern höchst unterschiedlich. Die AWO überweist mit 18 bis 19 Mark Stundenlohn vergleichsweise hohe Gehälter, da sie an Flächentarifverträge gebunden ist, die sich am öffentlichen Dienst orientieren. Private Anbieter zahlen bis zu 20 Prozent weniger, und das Diakonische Werk liegt laut Pollmann dazwischen.

Das Diakonische Werk mit seinen 40 Diakoniestationen gehört zu den größten Anbietern häuslicher Pflege in Berlin. Wegstrecken sind dadurch kürzer, Verwaltungsarbeiten lassen sich besser zentralisieren, was gleichfalls Kosten spart. Insgesamt gibt es in Berlin rund 300 private und gemeinnützige Pflegestationen.

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