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S-Bahn

© ddp

Arbeitskampf: Notverkehr auf dem S-Bahn-Ring

Trotz Streik sollen die Züge der Ringbahn alle 15 Minuten fahren. Auch die BVG will die Zahl der Ersatzbusse auf 140 erhöhen.

Verkehrskollaps auf den Straßen. Riesenandrang auf Busse und Züge im Notverkehr. Noch mehr Berliner, die auf komplizierten Umwegen zur Firma kommen: Solche Szenarien drohen, falls ab Montag der größte Streiks im öffentlichen Nahverkehr seit Jahrzehnten die Stadt lahmlegt. Gestern war die Verkehrssituation trotz des schon vier Tage andauernden BVG- Ausstandes noch recht entspannt, doch es wirkte wie die Ruhe vor dem Sturm. Denn von Montag an will, wie berichtet, auch die Lokführer-Gewerkschaft (GDL) streiken, sollte es bis dahin zu keiner Einigung mit der Bahn kommen. Dann steht auch die S-Bahn still. Angesichts dessen kündigte die BVG gestern an, man wolle noch dreißig zusätzliche Busse im Notverkehr einsetzen. Die S-Bahn traf letzte Vorbereitungen für ihren Notfahrplan.

Zugleich kursierte seit Freitag unter Fahrgästen und in der Berliner Politik die Hoffnung, die Gewerkschaft Verdi werde als Streikführer bei der BVG ihren Ausstand möglicherweise ab kommenden Dienstag vorübergehend aussetzen, um der Hauptstadt einen Megastreik zu ersparen. Doch Verdi-Sprecher Andreas Splanemann erteilte dem gestern eine Absage.

Man werde zwar am Montag die weitere Strategie beraten, ein Streikabbruch komme aber nur in Frage, falls die Arbeitgeber ein besseres Angebot vorlegen. Splanemann: „Das erscheint mir unrealistisch.“ Denkbar sei, dass Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen bis Ostern im Depot bleiben. Die Gegenseite, der Kommunale Arbeitgeberverband, konterte gestern, ein neues, noch unverhandeltes Angebot liege längst auf dem Tisch.

Unterdessen bemüht sich die BVG nach Angaben ihrer Sprecherin Petra Reetz um dreißig zusätzliche Busse von privaten Fuhrunternehmen. Mit dieser Flotte von dann insgesamt 140 Bussen will sie ihren Ersatzverkehr entlang der wichtigsten U-Bahn-, Straßenbahn- und Busstrecken bereits ab Montag verstärken. Der bislang gültige Notfahrplan bleibt allerdings mit allen Abfahrtszeiten bestehen. Die Zusatzbusse sollen nicht die Taktzeiten verbessern, sondern Haltestellen mit starkem Andrang entlasten. Reetz: „Dann fahren dort zeitgleich zwei Busse ab, damit gleich alle mitkommen.“ Die einzige Ausnahme ist der Flughafenbus TXL vom Hauptbahnhof nach Tegel, der zur Zeit alle zwanzig Minuten abfährt. Bei ihm strebt man einen Viertelstunden-Takt an.

Alle Ersatzbusse sollen weiterhin die S-Bahnhöfe ansteuern. Daran hält die BVG auch im Falle eines Lokführerstreiks fest, weil die S-Bahn gleichfalls einen Notfahrplan anbietet. Wie berichtet, sollen die Züge dann auf dem S-Bahnring im 30-Minuten-Takt verkehren, entlang der Stadtbahn und im Nord-Süd-Tunnel alle 15 Minuten und auf den anderen Strecken stündlich. Der engere Takt auf der Stadtbahn und an den Tunnel-Bahnhöfen ist möglich, weil dort mehrere Linien parallel unterwegs sind und man letztlich entlang dieser Strecken jeden Zug nehmen kann. Ersatzlos entfallen im Rahmen des Notfahrplans nur die Linien S45 zwischen Hermannstraße und Schönefeld sowie die Linie S85 zwischen Waidmannslust und Grünau. Der Grund: Auf diesen Strecken verkehren auch andere S-Bahnlinien, die man ersatzweise im Notverkehr nutzen kann.

Mit Hochdruck bereitete die Bahn gestern auch ihren Notfahrplan für den Regionalverkehr in Brandenburg und nach Berlin vor. Die meisten Regionalbahnen (RB) und Regional-Expresszüge (RE) sollen wenigstens im Ein- bis Dreistunden-Takt weiterrollen, einige allerdings nur auf Teilstrecken. Die weitere Strecke bedienen teils Ersatzbusse. Das gilt für die Regionalexpress-Züge RE1, 2, 3, 4, 5, 6 und 18 sowie für den RB43 und 55. Komplett durch Busse ersetzt werden die Regionalbahnen 13, 10, 14, 20, 21, 46, 66 und 11.

Auch in der Verkehrslenkungszentrale der Polizei richtete man sich gestern auf einen stressigen Wochenbeginn ein. Wie berichtet, haben die Ampelexperten bereits ihre Möglichkeiten ausgereizt, den angeschwollenen Verkehr durch flexible Signalschaltungen zu beschleunigen. Bislang waren wegen des BVG-Streiks etwa zwanzig Prozent mehr Berliner mit dem Auto unterwegs, fällt ab Montag der gesamte öffentliche Nahverkehr aus, werden es vermutlich erheblich mehr sein.

Angesichts dieser Situation gibt es im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf Überlegungen, wenigstens das Parken zu erleichtern. „Wir werden die Parkzonen nicht aufheben, aber vielleicht unsere Kontrolleure abziehen“, sagt der zuständige Stadtrat Marc Schulte (SPD). Auch in den Rathäusern anderer Bezirke wird dies diskutiert.

Der Notfallfahrplan der S-Bahn ist auf der Website www.s-bahn-berlin.de einzusehen (Telefon: 297-43333). Über die Notpläne der Regionalbahnen informiert der Verkehrsverbund unter www.vbbonline.de/streik (Telefon: 25414141.

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