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Arbeitslos: Schummeln mit drei Nebenjobs

Sieben Jahre arbeitslos, 29 Jahre alt keine Perspektive. Drei Nebenjobs hat Heiner G. - aber keine Arbeit.

Heiner G. (Name geändert) tut cool. „Ich bin nicht unglücklich“, sagt der Hartz -IV-Empfänger. G., 29, ist seit sieben Jahren arbeitslos. Arm? „Ich doch nicht“, sagt er und erzählt schnell von seinen Jobs, die er für Familienangehörige macht und die ihm – als Zubrot zur staatlichen Unterstützung – ein vernünftiges Leben garantieren. Das Jobcenter weiß davon natürlich nichts.

Ein Verwandter ist Autohändler. Für ihn unternimmt der 29-Jährige Behördengänge, überführt Fahrzeuge und kümmert sich um Zulassungen. Ein anderer ist in der Immobilienverwaltung tätig, auch da gibt es etwas für ihn zu tun. Sein drittes Standbein ist ein Club in Prenzlauer Berg, wo er mal als Garderobier oder Türsteher jobbt.

Klingt zunächst beeindruckend. Auf die Frage, wie viel Geld das bringt, bleibt G. allerdings vage. Mal sei es in einem Monat so viel, als wenn er Vollzeit arbeiten würde, sagt er. Dann wieder gibt es nur ein paar Euro. Auf Summen festlegen möchte er sich nicht. Anders als die insgesamt 700 Euro vom Jobcenter fließt dieses Geld denn doch nicht so regelmäßig. Der junge, in Schwarz gekleidete Mann mit den langen, braunen Haaren nippt an seinem Kaffee, den er mit viel Zucker gesüßt hat. Sein Blick schweift durch das Café, verharrt dann irgendwo an der Wand. Schweigen. So einfach und bequem ist das Dasein des Hartz-IV-Empfängers trotz diverser Schwarzjobs in Wirklichkeit nicht. Vor allem bietet es keine Zukunft.

Die Abhängigkeit vom Jobcenter nervt ihn. Auch wenn die Behörde ihn derzeit weitgehend in Ruhe lässt. Eine Eingliederungsvereinbarung, die verpflichtet, eine zumutbare Arbeit anzunehmen, hat er nie unterschrieben; der Begriff ist ihm fremd. Früher, vor der Einführung von Hartz IV, als er Arbeitslosen- und Sozialhilfe bekam, sind ihm die Ämter ständig auf die Pelle gerückt. Sie steckten ihn in verschiedene Maßnahmen. „Da habe ich x-mal gelernt, Bewerbungen für Jobs zu schreiben, die ich nie bekommen werde“, sagt G. Er bringt nicht die besten Voraussetzungen mit: kein Schulabschluss, abgebrochene Bäckerlehre, weil der Betrieb pleite ging.

Heiner G. hat schon überlegt, wie er seine Tätigkeiten legalisieren kann. Er hat es durchgerechnet. Bisher kam er zu dem Schluss, dass das Geld selbst in den Monaten, in denen es gut läuft, nicht reichen würde: „Die Sozialabgaben würden mich killen.“

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