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Berlin: Arbeitslose Lehrer sollen für einen Euro Sprachkurse geben Bildungssenator Böger prüft Regelung für Kitas und Vorschulen – die PDS ist skeptisch

Um die miserablen Deutschkenntnisse zehntausender Vorschüler zu verbessern, will Bildungssenator Klaus Böger (SPD) bei Bedarf auch arbeitslose Lehrer zur Sprachförderung heranziehen. Er lasse prüfen, ob es nicht möglich ist, sie auf der Grundlage von Ein-Euro-Jobs für die neuen Sprachkurse in Kitas und Schulen einzusetzen.

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Um die miserablen Deutschkenntnisse zehntausender Vorschüler zu verbessern, will Bildungssenator Klaus Böger (SPD) bei Bedarf auch arbeitslose Lehrer zur Sprachförderung heranziehen. Er lasse prüfen, ob es nicht möglich ist, sie auf der Grundlage von Ein-Euro-Jobs für die neuen Sprachkurse in Kitas und Schulen einzusetzen. Dies kündigte er gestern an. Laut Böger sind rund 2000 Lehrer arbeitslos gemeldet. Es müsse zunächst festgestellt werden, wie viele von ihnen von Hartz IV betroffen sind. Vor allem Grundschullehrer kämen für die neue Regelung in Frage. Sie könnten über freie Träger in die Sprachkurse vermittelt werden.

Ulrich Thöne, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft GEW, ist von Bögers Plänen entsetzt. Vorschulische Sprachförderkurse seien „Kernaufgaben“ des Staates. Wenn Böger jetzt diese Aufgaben durch Ein-Euro-Jobs abdecken wolle, würden dem Schulbereich notwendige Stellen vorenthalten. „Böger kann seinen Vorschlag nicht ernst gemeint haben“, sagt Thöne. Zudem besitze von den arbeitslosen Lehrern nur „der geringste Teil“ Berufserfahrung.

Auch die PDS ist skeptisch. Zwar hat die Fraktion kürzlich beschlossen, dass Arbeitslose zu Sprachförderprogrammen hinzugezogen werden können. Für Vorschüler dürfe das aber nicht gelten, meint Bildungspolitikerin Siglinde Schaub. Für die Kleinen brauche man geschultes Personal und keine Menschen ohne Berufspraxis.

Obwohl Ein-Euro-Jobs erst mit Inkrafttreten des Hartz-IV-Gesetzes Anfang 2005 angeboten werden, proben schon jetzt die Berliner Arbeitsagenturen den Ernstfall. Seit Ende September stehen 6377 Ein-Euro-Jobs zur Verfügung, sagt Olaf Möller von der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg. Bisher konnten 2319 Arbeitslosenhilfeempfänger vermittelt werden. Eingesetzt werden sie im Pflege- und Begleitservice für Senioren, bei der Betreuung von Kinder- und Jugendlichen oder als Aufsicht in Parks. Im Jahr 2005 will die Berliner Zweigstelle der Bundesagentur für Arbeit 50 000 Ein-Euro-Jobs anbieten.

Die Koalition will Langzeitarbeitslose auch in kommunalen Beschäftigungsprogrammen vermitteln. Längere Öffnungszeiten für die 17 Museen durch zusätzliche Mitarbeiter können sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und die PDS vorstellen. Doch Stefanie Heinlein von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz äußert sich zurückhaltend. Es werde zurzeit „geprüft“, wie Hartz-IV-Empfänger eingesetzt werden können. Für die Sicherheit der Museen werde Fachpersonal von Fremdfirmen eingesetzt.

Die PDS will Arbeitslosen gemeinnützige Tätigkeiten auch in der Betreuung von Behinderten und Suchtkranken oder als Dienstleister in Hochschulbibliotheken, für Concierge-Tätigkeiten oder im Umwelt-, Landschafts- oder Tierschutz anbieten. Am heutigen Dienstag will der Senat über mögliche Einsatzbereiche beraten.

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