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Berlin: Arbeitslose sollen Coach bekommen Statt staatlicher Stellen mehr Hilfe bei Jobsuche

Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) bescheinigte der Landesregierung frischen Mut: „Wir haben es gewagt, ganz konkrete Ziele und Zahlen zu nennen“, sagte sie am Dienstag über die „strategische Neuausrichtung der Arbeitsmarkt- und Berufsbildungspolitik“. Dagegen sieht die Opposition wenig Neues in Kolats 20-seitigem Papier.

Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) bescheinigte der Landesregierung frischen Mut: „Wir haben es gewagt, ganz konkrete Ziele und Zahlen zu nennen“, sagte sie am Dienstag über die „strategische Neuausrichtung der Arbeitsmarkt- und Berufsbildungspolitik“. Dagegen sieht die Opposition wenig Neues in Kolats 20-seitigem Papier.

Noch immer liegt die Arbeitslosenquote in Berlin mit zwölf Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt von 6,6 Prozent – obwohl die Dienstleistungsbranche wächst und die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten gestiegen ist. Nun soll das Programm „BerlinArbeit“ die Erwerbslosenzahl bis zum Jahr 2014 von 212 000 auf unter 200 000 senken. Die Integration in den ersten Arbeitsmarkt ist das Hauptziel. Der Schwerpunkt liege nicht mehr beim öffentlichen Beschäftigungssektor, sagte Kolat.

Vom Senat nahm wurde dies am Dienstag ohne formellen Beschluss „zur Kenntnis genommen“. Mit der Regionaldirektion der Arbeitsagentur will man bis Jahresende ein Rahmenprogramm erstellen. Geplant sind „systematische Qualifizierungen“ und ein Coaching bis nach der Arbeitsaufnahme.

Die Zahl arbeitsloser Jugendlicher bis 25 Jahre liegt bei 14 Prozent (bundesweit: 6,1 Prozent). Der Senat will die Berufsorientierung in Schulen und das duale Ausbildungssystem stärken. Betriebe sollen Bewerbern ohne Bestnoten „ihre Türen öffnen“. Für Regionalagentur-Chef Dieter Wagon ist „der Übergang von der Schule in den Beruf der entscheidende Punkt“.

Prekäre Beschäftigungsformen will man zurückdrängen und „gute Arbeit“ fördern. Gemeint sind sichere Jobs, existenzsichernde Bezahlung, „gesunde und humane“ Arbeitsplätze, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Aufstiegschancen.

Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen, Sabine Bangert, kritisiert das Programm als „wenig zielführend“. Kolat beziehe sich nur auf die Statistik, insgesamt seien aber rund 300 000 Berliner als unterbeschäftigt einzustufen. Also müsste die Erwerbslosenzahl um knapp 100 000 sinken, um das Ziel zu erreichen. Auch Arbeitsmarktexpertin Elke Breitenbach (Linke) sprach von „Zahlentricks“ und einer „Luftblase ohne Neuerungswert“. Alexander Spies, Arbeitsmarktexperte der Piraten, sieht „nur vage Ziele und Absichtserklärungen“. Christian Wiesenhütter, Vize-Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin, nannte die vorrangige Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt hingegen „sinnvoll und lobenswert“. Dazu habe „langwierige Überzeugungsarbeit“ aus der Wirtschaft beigetragen. Ein Sprecher der Handwerkskammer sagte, Kolat fasse Themen zusammen, „die wir ohnehin ständig mit der Verwaltung besprechen“. Zum Beispiel gastiere man „so früh und oft wie möglich“ an Schulen. sib/CD

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