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Berlin: Arbeitsvermittler noch nicht voll einsatzfähig Auch genaue Zahlen über Erwerbsfähige fehlen

Teure Dienstwagen und neue Pressesprecher wie die Kollegen in Frankfurt oder Hamburg leisten sich die Berliner Arbeitsagenturen und Job–Center nicht. Dafür haben die Arbeitsvermittler aber noch jede Menge Probleme.

Teure Dienstwagen und neue Pressesprecher wie die Kollegen in Frankfurt oder Hamburg leisten sich die Berliner Arbeitsagenturen und Job–Center nicht. Dafür haben die Arbeitsvermittler aber noch jede Menge Probleme. Jobs vermitteln, Umschulungen planen – dazu bleibt ihnen zu wenig Zeit. „Viel zu wenig“, sagt Uwe Januszewski. „Das Personal der Agentur und der Jobcenter reicht für all ihre wichtigen Aufgaben längst nicht aus“, kritisiert der stellvertretende Vorsitzende des Hauptpersonalrates des Landes Berlin. Januszewski bezieht sich auf die jüngsten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.

Demnach kümmern sich in den Berliner Arbeitsagenturen und Jobcentern derzeit 3200 Mitarbeiter um die Empfänger des Arbeitslosengeldes II. Gut ein Drittel dieses Personals ist neu eingestellt – Beschäftigte mit Zeitverträgen oder aus dem Stellenpool des Landes, darunter ehemalige technische Mitarbeiter ebenso wie frühere Angestellte von Friedhofsverwaltungen.

„Viele sind nur beschränkt einsatzfähig“, sagt Januszewski. „Denn es gibt immer noch keine vernünftigen Regelungen, wie man diese Leute einarbeitet.“ Schulungen von zwei oder drei Wochen reichten nicht aus, um die nötige Kompetenz für die Betreuung von Langzeitarbeitslosen zu erwerben. Die Regionaldirektion für Arbeit Berlin-Brandenburg wehrt sich gegen diese Kritik. „Natürlich braucht man eine gewisse Zeit, bis man sich auf eine solch umfassende Reform eingestellt hat“, sagt Sprecher Olaf Möller. „Aber alle Mitarbeiter, die eingestellt wurden, hatten Vorqualifikationen.“

Darüber hinaus kritisiert der Hauptpersonalrat, dass die zuständigen Behörden sich im Kompetenzgerangel gegeneinander aufreiben, und ihre eigentliche Arbeit gegenseitig erschweren. Ellen Queisser von der Arbeitsagentur Nord will Schwierigkeiten nicht ausschließen; ein generelles Problem sieht sie aber nicht: „Es mag in Einzelfällen so sein, dass es alte Streitigkeiten gibt. Im Ganzen läuft die Zusammenarbeit aber gut.“

Allerdings verteidigt Januszewski die Berliner Arbeitsvermittler gegen den Verdacht, sie würden hohe Personalkosten verursachen. „Das ist definitiv nicht der Fall.“ Problematisch findet er zudem, „dass die Geschäftsführer der regionalen Agenturen de facto nichts zu entscheiden haben.“ Über die Aufstockung von Personal und Geld bestimme ausschließlich die Bundesagentur in Nürnberg.

Bleibt die Suche nach Lösungen. Etwas Aufklärung soll es am kommenden Freitag geben. Bis dahin, so verfügte es Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) unlängst, sollen die regionalen Arbeitsagenturen herausgefunden haben, ob alle jetzt gemeldeten Langzeitarbeitlosen wirklich arbeiten können. „Der Termin steht, und wir sind bemüht, ihn einzuhalten“, sagt Regionaldirektionssprecher Olaf Möller. Er sagt aber auch: „Spätestens bis Ende März werden wir die Zahlen haben, sollte es nicht bis Freitag klappen.“ Dass die Statistik nach dieser Prüfung deutlich weniger Langzeitarbeitslose ausweise, glaube er nicht. Ähnlich sieht es Ellen Queisser von der Agentur für Arbeit Nord: „Ich gehe davon aus, dass noch einige Langzeitarbeitslose aus der Statistik fallen. Erdrutschartige Veränderungen erwarten wir nicht.“ Bleibt das Warten auf ein weiteres wichtiges Datum: 31. März. Da gibt es die nächsten Arbeitslosenzahlen.

Marc Neller

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