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BER-Architekt Meinhard von Gerkan bei seinem Auftritt im Berliner Abgeordnetenhaus.

© dpa

Update

Architekt vor BER-Untersuchungsausschuss: Meinhard von Gerkan: "Der BER wurde zwei Jahre nur gefegt"

BER-Untersuchungsausschuss, Freitagmittag, Auftritt des Architekten: Es geht um Demütigungen, alte Handys, Mallorca und order mufti. Szenen wie in einer wilden Ehe.

Standesgemäß in Architektenschwarz gehüllt mit vollem schlohweißen Haar sind Meinhard von Gerkan die 80 nicht wirklich anzusehen. Allenfalls der entschleunigte Gang und eher noch seine Einlassungen auf die Fragen der Abgeordneten lassen erkennen: Dieser Mann kommt aus einer anderen Zeit. Einer besseren?
Berlin verdankt Gerkan Meilensteine der Architektur wie den Hauptbahnhof, den Flughafen Tegel – und BER. Die ersten, weil sie zu den innovativesten und spektakulärsten Bauten ihrer Zeit zählen, letzteren, weil er Maßstäbe setzte darin, wie man ein Projekt in den Sand setzen kann. Gerkans Büro war entscheidend beteiligt am Entwurf, an den Planungen und am Management der chaotischen Dauerbaustelle in Schönefeld.

Die Kündigung erhielten sie bei der Party auf Mallorca

Und Gerkan? Will vom Umfang des Desasters bis zur Kündigung seiner Planergemeinschaft nichts gewusst haben. Damals war „das ganze Büro auf Mallorca“, sagt Gerkan, die weitergeleitete Nachricht der Kündigung beendete jäh die Party: „Wir sind am nächsten Tag abgereist.“ Seine Empörung über den Vorgang teilte er ein paar Tage später dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in einem Brief mit: Diesen „Akt der Willkür“, wie Gerkan sagt, der alles schlimmer gemacht habe, so dass „zwei Jahre lang der Airport nur gefegt wurde“.

Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Eröffnungstermine geplatzt, brachte Stefan Evers in Erinnerung, der für die CDU-Fraktion im Untersuchungsausschuss sitzt. Und nach dem ersten Fiasko sei im Aufsichtsrat bereits heftig über eine Freistellung der Planer diskutiert worden. Doch davon will Gerkan nichts erfahren haben. Hat er tatsächlich alles richtig gemacht? „Sagen Sie mir, was ich falsch gemacht habe, dann kann ich Ihnen eine Antwort geben“, sagt er dazu.

Von Entrauchung versteht er so viel wie von der "Elektronik meines Handy"

Für den Entwurf sei er halt zuständig, für die „Karosserie“, wie er die Airport-Hülle bildlich nennt, das „Fahrwerk“ – die Entrauchungsanlage, die bis heute nicht funktioniert –, dafür seien Spezialisten zuständig gewesen. Warum die es nicht schafften? Weiß Gerkan nicht. Er verstehe davon ebenso wenig wie von der „Elektronik in meinem Handy“.

Eindrucksvoll beschrieb Gerkan dann noch, wie Großprojekte starten: Eine vage Planung von einem Airport, dessen Kosten grob geschätzt werden; viel „Hoffnung und Wunsch, und die Realität steht ein bisschen am Rand“. Nicht weiter schlimm, meint der Baumeister, der große Fehler aber sei gewesen, dass die politisch und unternehmerisch Verantwortlich sich nicht auch nur ansatzweise mit Architekten und Planern abgestimmt hätten. Der erste Eröffnungstermin? „Ohne Beratung festgelegt“, sagt Gerkan. Ein Jour fixe zwischen Airport-Chefs und Chefplanern? Fehlanzeige. Stattdessen sei sein Büro in eine „Zwangsehe“ mit einem anderen Planungsbüro gepresst worden, man habe „nicht im Dialog, sondern per order mufti“ Befehle vom Auftraggeber erhalten. Von „Missverständnissen und Demütigungen“ spricht Gerkan und „unerträglichen Zuständen“.

Eine „erstaunliche Verdrängungsleistung“ nannte Frank Zimmermann (SPD) Gerkans Weigerung, die vielen „Mängelrügen“ der Bauüberwachung als eigene Verantwortung für das Desaster anzuerkennen.

Neues vom BER: Der Flughafen-Bahnhof ist fertig, aber nicht in Betrieb. Fluggäste müssen den alten DDR-Bahnhof nutzen, wenn sie nach SXF wollen. Dem ollen Terminal in Schönefeld droht nun der Abriss, wie wir unter diesem Tagesspiegel-Link berichten.

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