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Berlin: Arena ohne Lobby

Die Deutschlandhalle muss weg – sagt die Politik. Doch unwirtschaftlich wurde sie erst wegen ungeschickter Verträge

Eines scheint in der Diskussion um den Neubau eines Kongresszentrums an den Messehallen schon ausgemacht zu sein: Die denkmalgeschützte Deutschlandhalle soll weg. An ihrer Stelle ist der Neubau geplant. Ob dann auch das ICC abgerissen wird, hängt davon ab, ob ein Investor das Gebäude übernimmt. Die Deutschlandhalle aber hat keine Lobby.

Für Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) stellt der Denkmalschutz kein Problem dar. Auch aus der Stadtentwicklungsverwaltung heißt es, die Halle könne abgerissen werden, wenn nachgewiesen werde, dass sie wirtschaftlich nicht mehr zu betreiben ist. Vier Millionen Euro steckt der Senat jährlich in die Deutschlandhalle, nur zwei Millionen bekommt er als Einnahmen zurück. Bleibt ein Defizit, für das in der klammen Stadt kein Politiker Verständnis hat.

Dass die Halle nicht mehr wirtschaftlich ist, liegt freilich an der Politik. Zeitgleich mit dem Bau der prestigeträchtigen Olympia-Sporthallen in Prenzlauer Berg schloss der Senat seinerzeit Verträge ab, in denen sich die Betreibergesellschaft zusichern ließ, dass in der Deutschlandhalle keine Konzerte mehr stattfinden dürfen. Doch die Konzerte von internationalen Stars brachten die Einnahmen. Weil es in der Folge schon einmal Abrisspläne gab, zog auch die Show „Holiday on Ice“ aus und gastiert jetzt auf ihrer alljährlichen Tournee im Tempodrom.

Konzertveranstalter haben den Schritt des Senats nie verstanden. In ihren Augen war die Deutschlandhalle stets für Pop-Konzerte wesentlich besser geeignet als die Max-Schmeling-Halle und das Velodrom. Der Senat zeigte sich davon unbeeindruckt. „Die Verträge kommen einem Wettbewerbsverbot gleich“, sagt Wolf und begründet so, warum es schwer sein werde, die Halle wieder wirtschaftlich zu machen.

Franz Orthmann und Fritz Wiemer haben 1935 die Deutschlandhalle zu den Olympischen Spielen errichtet. 10000 Zuschauer finden hier Platz. Zunächst war sie für die Massenveranstaltungen der Nationalsozialisten da, dann für die Austragung olympischer Disziplinen. 1998 schloss der Senat die Halle und sah sie zum Abriss vor, 2001 wurde sie jedoch zur temporären Eissportarena umgebaut. Dazu dient sie bis heute. In der wirtschaftlichen Kalkulation von Senator Harald Wolf ist bis jetzt noch nicht berücksichtigt, was es kostet, die Eis-Arena anderswo unterzubringen. Der Landessportbund besteht auf einem Ersatz. Derzeit trainieren diverse Amateur-Vereine in der Halle. Matthias Oloew

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