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Berlin: Arme Schafe auf der Schlachtbank Zeichner der LBB-Fonds treffen sich im Estrel

So viele Menschen mit ernsten Gesichtern. Sie haben Angst um ihr Geld, das sie in Immobilien der Bankgesellschaft Berlin gesteckt haben.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

So viele Menschen mit ernsten Gesichtern. Sie haben Angst um ihr Geld, das sie in Immobilien der Bankgesellschaft Berlin gesteckt haben. Mehr als 300 Millionen Euro, vergraben in 82 Mietobjekten, repräsentiert die Gesellschafterversammlung des „LBB 13“, die am Dienstag im Hotel Estrel eine außerordentliche Zusammenkunft abhält. Etwa 450 Fondszeichner sitzen im Konferenzsaal; die meisten sind Männer zwischen 55 und 70 Jahren, die geschlossene Immobilienfonds der Landesbank Berlin offenbar für eine gute Altersversorgung hielten.

Jetzt bangen sie um die jährliche Ausschüttung, um Kredite und die Zukunft der Geldanlage. Die Stimmung ist so fragil, dass die Geschäftsführerin der „Immobilien Beteiligungs- und Vertriebsgesellschaft“ (IBV), Gabriele von Ramin, ihren Bericht zur wirtschaftlichen Lage des Fonds mit den Worten schließt: „Ich wünsche uns allen eine sachliche und Erfolg führende, aber nicht durch Polemik gestörte Diskussion.“

Der erste Störenfried ist Thomas Schmidt aus Essen, ein aufmüpfiger Verwaltungsrat der Fondsgesellschaft. Er glaubt nicht, was im Geschäftsbericht über Miet- und Höchstpreisgarantien und gesicherte Gewinnausschüttungen steht. „Wir sind doch nur arme Schäfchen, die vielleicht schon bald zur Schlachtbank geführt werden.“ Er schimpft auf die IBV, die sich um die maroden Geldanlagen der Bankgesellschaft kümmert. „Die würde ich nicht mal meinen Schrebergarten verwalten lassen.“ Die Gesellschafter im Saal belohnen Schmidts forsche Rede mit einem aufmunternden Klopfen auf die Tische.

Der zweite Störenfried ist der Wirtschaftsprüfer Ulrich Heers aus Düsseldorf. Auf Drängen der Verwaltungsräte werden seit Monaten alle problematischen LBB-Fonds von unabhängigen Experten unter die Lupe genommen. Heers hatte sich schon im Juni bei der IBV schriftlich beschwert, weil ihm der Zugang zu den Originalunterlagen teilweise verwehrt worden sei. Der Brief kursiert sogar im Internet, wo erboste Fondszeichner ein dichtes Informationsnetz gewoben haben. Heers beklagt sich auch in der Versammlung über das „ungewöhnliche Gehabe“ der IBV in Nürnberg. Selbst der vorläufige Abschluss für das Geschäftsjahr 2003, der seit Wochen fertig ist, liegt dem Sonderprüfer noch nicht vor. Immerhin habe er einen „Risikobericht“ für den „LBB 13“ erhalten, der die Probleme der Immobilien – verstreut zwischen Zinnowitz und Neu-Ulm – auflistet. „Mit Stand vom Jahresende 2002.“

Die Geschäftsführung wehrt sich nach Kräften, aber das ist an diesem Tag nicht genug. Ein schlanker Herr im Anzug, der „an zwölf Fonds mit meinem Familienvermögen“ beteiligt ist, beklagt sich über mangelnde Informationen und lobt die Opposition im Verwaltungsrat. „Ihnen ist es gelungen, heute für eine volle Hütte zu sorgen.“ Ein anderer Anleger ist „entsetzt, wie mit uns umgegangen wird“. Und auf die Frage, ob es in den Fondsobjekten auch nur einen Mieter gibt, der vertragsgemäß pünktlich zahlt, geben die Leute von der IBV zu, dass es solche Mieter nicht gibt. Von der Insolvenz des Fonds „spätestens 2008“ ist die Rede. Viele Anleger fordern jetzt sogar eine „Fangprämie“, um Informanten zu belohnen, die „zur Entdeckung von unredlicher oder mangelhafter Geschäftsbesorgung“ beitragen.

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