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Berlin: Artenvielfalt in Einweckgläsern

Zum 200. Geburtstag des Naturkundemuseums wurde der Ostflügel eröffnet

Tanzende Mücken, galoppierende Saurier, bunte Schmetterlinge und Käfer, die in Schubladen verschwinden – schon am Anfang der Schau zum Jubiläum des Museums für Naturkunde illustrieren diese Stars, was man hier feiert: Seit 200 Jahren werden in Berlin naturhistorische Objekte gesammelt und erforscht, bewahrt und weitervermittelt. Die gestern eröffnete Ausstellung „Klasse, Ordnung, Art“ möchte an vielerlei Beispielen und Exponaten zeigen, weshalb sich das Haus in der Invalidenstraße mit seinem Sammeln und Forschen einen weltweit guten Ruf erworben hat.

Die einzelnen Epochen – die ersten Sammlungen datieren ab der Gründung der Universität im Jahre 1810, das heutige Naturkundemuseum wurde 1889 eingeweiht – werden lebendig gemacht: Ältestes Sammlungsstück ist eine Beschreibung von Tieren, Pflanzen und Steinen von 1615, man sieht Mineralien, die Zar Alexander I. Preußens König geschenkt hat, 3081 Stücke in 31 Kisten. Rasch verfliegen die Jahrhunderte, plötzlich steht da ein kleiner Panda, den die Engländer auf einer „Reichsjagdausstellung“ 1937 als Beute aus China präsentiert und am Ende wohl dem Museum überlassen hatten. Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges war die Bibliothek des Hauses in 159 Kisten, 22 Tonnen schwer, nach Altglietzen ausgelagert worden.

Solche Geschichten ziehen sich bis in die Gegenwart, Generaldirektor Leinefelder sagt, es gehöre zur Ironie der Geschichte, dass das Naturkundemuseum zwar als erstes nach dem 2. Weltkrieg seine Pforten öffnete, der zerbombte Ostflügel aber Berlins letzte Kriegsruine war. Auch das ist nun Geschichte. Senator Zöllner lobte den Wiederaufbau für fast 30 Millionen Euro als Bereicherung für die ganze City und für Berlin als Wissenschaftsstandort. In diesem Ostflügel ist nun die „Nass-Sammlung“ untergebracht. Da stehen – und eine ganze Batterie davon kann besichtigt werden – 276000 Gläser aller Art und Größe mit etwa einer Million eingelegter Fische, Säugetiere, Würmer, Krebse, Spinnen, Reptilien, Amphibien. Alkoholgehalt: fast 82 000 Liter. „Das übergeordnete Forschungsthema ist auch hier die Evolution der Erde und des Lebens“, sagt der wissenschaftliche Geschäftsführer Andreas Kunkel. Die artenreiche Einweckgläser-Sammlung gehört zu den zehn größten der Welt. Lothar Heinke

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