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Berlin: Arzt half 200 Menschen beim Sterben

Bekenntnis des Urologen stößt auf Kollegen-Kritik

Vor laufender Kamera hat der Berliner Urologe Uwe-Christian Arnold dem ARD-Magazin „Report Mainz“ davon berichtet, bis zu 200 Menschen beim Sterben geholfen zu haben. Unter Ärzten heißt es nun, dieses „Geständnis“ des 65-Jährigen sei „makaber“. In Deutschland ist Hilfe zum Suizid nicht verboten, aktive Sterbehilfe wäre es dagegen schon. „Der Sterbehelfer darf während des Prozesses nichts selbst tun“, sagt Martin Steltner von der Staatsanwaltschaft: „Bloßes Bereitstellen von tödlichen Medikamenten ist keine Straftat, schließlich ist Suizid nicht strafbar, Beihilfe dazu folglich auch nicht.“ Wenn die „Tatherrschaft“ jedoch nicht mehr beim Sterbewilligen liege, kann wegen Tötung auf Verlangen ermittelt werden, die mit bis zu fünf Jahren Haftstrafe bewährt ist.

Berufsethisch sehen dies viele – wenn auch bei weitem nicht alle – Mediziner strenger. Die Bundesärztekammer hat kürzlich bestätigt: „Die Mitwirkung des Arztes bei der Selbsttötung ist keine ärztliche Aufgabe.“ Die Ärztekammer in Berlin, der alle zugelassenen Mediziner angehören, weist darauf hin, dass es bei Arnolds Patienten auch „um körperlich nicht weiter beeinträchtigte Menschen, die sich an Herrn Arnold gewandt und den Wunsch nach einer Hilfe zum Suizid geäußert hatten“, gehandelt habe. Die Ärztekammer hatte ihm demnach schon November 2007 Suizidbeihilfen untersagt. Dagegen hat Arnold beim Verwaltungsgericht geklagt. Noch steht eine Gerichtsentscheidung aus. Der Arzt selbst war am Mittwoch nicht zu erreichen.

Georg Remmert vom Berliner Hospiz- und Palliativverband steht hinter der Ärztekammer. „In vielen Fällen wollen Menschen sterben, weil sie nicht optimal versorgt worden sind“, sagt Remmert, dessen Verband sich um schmerzlindernde Pflege von Schwerstkranken kümmert. Beim Landesamt für Gesundheit, das für die Approbationen, also Behandlungszulassungen, angehender Mediziner zuständig ist, gibt es derzeit kein Verfahren wegen Arnold. In Berlin sind 18 200 Ärzte zugelassen, davon arbeiten fast 6000 in Praxen.Hannes Heine

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