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Berlin: Arztpraxis auf Rädern

Nieselregen und eine Temperatur um die fünf Grad: Kein Wetter, bei dem man draussen übernachten will. Das Arztmobil der Caritas fährt auf den Hof der Evangelischen Kirche Klenzepfad.

Nieselregen und eine Temperatur um die fünf Grad: Kein Wetter, bei dem man draussen übernachten will. Das Arztmobil der Caritas fährt auf den Hof der Evangelischen Kirche Klenzepfad. Eine Handvoll Männer und Frauen, die eben noch beim Obdachlosenfrühstück von Pfarrer Paul zusammengesessen haben, versammelt sich um den weißen VW-Bus. Dort bieten ihnen ein Arzt mit Unterstützung einer Sozialarbeiterin und eines Zivildienstleistenden Untersuchungen an - auch ohne Versichertenkarte. Im fahrbaren Behandlungszimmer krempelt der 62-jährige Heinz-Jürgen B. den Ärmel hoch. Arzt Andreas Kärsten legt das Blutdruckmessgerät an. "Na, scheintot?", witzelt der Patient. Kärsten stellt überhöhte Werte fest, B. bekommt einen Vorrat an Blutdruck senkenden Tabletten ausgehändigt und gleich noch etwas für den Magen und zum besseren Einschlafen dazu. Bluthochdruck ist weit verbreitet unter Obdachlosen.

Das Arztmobil ist ausgestattet wie eine allgemeinmedizinische Praxis. In schwierigeren Fällen werden die Hilfsbedürftigen an Fachärzte verwiesen, die bereit sind, einen Nicht-Versicherten zu behandeln. Hier ist die Caritas auf den guten Willen von Medizinern angewiesen. Ebenso bei den Medikamenten: Sie sind oftmals Spenden von Pharmaunternehmen oder Apotheken. Nicht angebrochene Antibiotika, Wundcremes und Magen-Darm-Medikamente werden gerne angenommen. Ein Besucher mit Augenschmerzen hat eine unzureichende Brille. Die Sozialarbeiterin Reumerman ist gefragt. Sie erkundigt sich, ob der Mann Sozialhilfe erhält und so möglicherweise vom Amt eine Brille bekommen kann. An zehn verschiedenen Orten macht das Arztmobil während der Woche Halt. Seit sieben Jahren ist das Fahrzeug im Einsatz, und schwächelt mittlerweile selbst. Vergangenen Winter sind Heizung und Licht ausgefallen. Die Caritas will einen neuen, größeren Wagen anschaffen und ausbauen. Hierzu könnten Spenden der Leser beitragen.

Tobias Arbinger

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