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An diesem Dienstag ist der späteste Sonnenuntergang des Jahres.

© Robert Klages TSP

Astronomisches Phänomen: Berlin erlebt am Dienstag den spätesten Sonnenuntergang des Jahres

Berliner Nächte sind lang – im Süden sogar noch drei Minuten länger als im Norden. Unser Autor liefert nützliche Astronomie-Fakten für den nächsten Smalltalk.

Herrje, nun werden die Tage schon wieder kürzer! Nachdem der Sommer auch im Kalender begonnen hat, ist es höchste Zeit für diesen Seufzer, den eigentlich immer irgendwer aus dem Bekanntenkreis loslässt – manchmal sogar man selbst. Moment mal: Sommeranfang war doch schon Sonnabend, aber die Wetter-Apps melden den spätesten Sonnenuntergang erst für Dienstagabend.

Wie kommt das? Und im Süden von Schmöckwitz bis Steinstücken fragt man sich: Haben die Nordlichter droben in Buch und Frohnau jetzt weiße Mittsommernächte? Während die Wilhelmshagener und Hellersdorfer sich bei solchen Fragen verwundert die Augen reiben und darüber grübeln mögen, wie viel später als bei ihnen beispielsweise in Staaken die Hähne krähen, da die Sonne in weiter westlich gelegenen Gefilden bekanntlich später aufgeht als im ganz nahen (aber manchen noch ziemlich fernen) Osten.

So tun sich abendfüllende Smalltalkfragen auf (sofern jemand geneigt ist, zuzuhören), die idealerweise WER beantworten kann? Richtig, man selbst! Dafür folgt hier eine Handreichung, die auf freundlicher Unterstützung durch Tim Florian Horn beruht, Chef der Stiftung Planetarium Berlin.

Dass der späteste Sonnenuntergang von der Sommersonnenwende abweicht, ist der Effekt der sogenannten Zeitgleichung – also der Differenz aus dem „Sonnenmittag“, in dem die Sonne genau im Süden steht, und dem „Uhrzeitmittag“. Die ergibt sich, weil die Erde nicht so kreisförmig um die Sonne tourt wie die Zeiger um ihre Achse, sondern elliptisch. Je weiter sie von der Sonne entfernt ist, desto langsamer – mit der Folge, dass die Sonne mal vor- und mal nachgeht.

Im Süden von Berlin ist die Nacht drei Minuten länger als im Norden

Im Moment geht sie nach, was uns die verlängerten Abende verschafft. Fürs Protokoll und für die Lehrer sei erwähnt, dass auch die Neigung der Erdachse zur Differenz beiträgt. Deren mögliche Spanne reicht von 14 Minuten „vorgehender“ bis zu 17 Minuten „nachgehender“ Sonne.

[Jeden Morgen ab 6 Uhr berichten Chefredakteur Lorenz Maroldt und sein Team im Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint über Berlins Irrungen und Wirrungen. Jetzt kostenlos anmelden: checkpoint.tagesspiegel.de]

Jetzt sind wir abgeschweift, was vielleicht am Schlafmangel liegt. Kein Wunder, wenn die kürzeste Nacht (die ordnungsgemäß am 20. Juni war) überm Tagesspiegel-Haus in der Berliner City gerade mal 7 Stunden, 9 Minuten und 54 Sekunden gedauert hat. Am nördlichen Stadtrand waren es sogar nur sieben Stunden, acht Minuten und sechs Sekunden, am südlichen immerhin sieben Stunden, elf Minuten und 30 Sekunden, also knapp dreieinhalb Minuten länger.

Womit wir bei den Staakener Hähnen wären, die wegen der Erdrotation ziemlich genau zwei Minuten später krähen müssten als die am östlichen Stadtrand. Die dürfen sie dann abends länger aufbleiben, sofern sie nicht zu müde sind – und die Unterschiede bemerken. Der Planetariumschef sagt, sie merken es nicht. Aber gut, dass wir drüber geredet haben.

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