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Im früheren Max-Reinhardt-Gymnasium in Berlin-Hellersdorf sollen künftig rund 400 Flüchtlingen unterkommen.

© dpa

Asylbewerber-Heim in Hellersdorf: Die Flüchtlinge könnten bald kommen

Nun könnte es ganz schnell gehen: Die geplante Unterkunft für Flüchtlinge in Hellersdorf dürfte bald fertig sein, die Baugutachten sollen am Dienstag vorliegen. Dann würden die Flüchtlinge das Heim demnächst beziehen. Nur über den genauen Termin gibt es noch Rätselraten.

Eigentlich sollten die Flüchtlinge aus Syrien in diesen Tagen schon in Hellersdorf wohnen. Doch nach wütenden Anwohnern, schreienden Neonazis und wegen fehlenden Baugutachten verzögerte sich der Einzug der 200 Frauen, Männer und Kinder. Doch nun könnte es schnell gehen: An diesem Dienstag wird wohl das ausstehende Brandschutzgutachten beim Bezirksamt vorliegen. „Ich sehe keinen Grund, weshalb die Umbauten dann nicht schnell fertig werden sollten“, sagte Christian Gräff (CDU), der zuständige Bau- und Wirtschaftsstadtrat von Marzahn-Hellersdorf. Der Genehmigung, das alte Schulgebäude in der Carola-Neher-Straße in ein Flüchtlingsheim zu verwandeln, stehe nichts im Wege. Kenner ähnlicher Vorgänge rechnen mit kommender Woche, wann genau die ersten Flüchtlinge einziehen, sagt aber niemand.

Neues Schallschutzgutachten - ausgerechnet für eine Ex-Schule

Seit Freitag liegt dem Bezirksamt auch das geforderte Statikgutachten, das die Betreiberfirma des Heimes anfertigen lassen musste, vor. Unterstützer der Flüchtlinge haben sich zuletzt geärgert, dass der Bezirk außerdem ein Schallschutzgutachten fordert – und das, obwohl es sich bei dem Gebäude um eine Ex-Schule handelt, die sicher lauter war, als eine Familienunterkunft für Flüchtlinge sein wird. „Das Schallschutzgutachten kann nachgereicht werden“, sagte Stadtrat Gräff. Beim Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso), das für das Land die Flüchtlinge in der Stadt verteilt, hofft man, dass das Haus bald eröffnen kann. „Wir sind aber guter Dinge, dass nun alles zügig klappt“, sagte Silvia Kostner, Lageso-Sprecherin.

Baustadtrat wehrt sich gegen Vorwürfe, im Amt gebe es Sympathisanten der Heim-Gegner

In den vergangenen Tagen war darüber spekuliert worden, dass es im Bezirksamt womöglich Sympathisanten der Heim-Gegner gebe und die Verzögerung bei Umbaugenehmigungen damit zu tun haben könnte. Die umstrittene „Bürgerinitiative Marzahn-Hellersdorf“ soll mit Details aus dem Bauvorgang in der früheren Schule versorgt worden sein. Baustadtrat Gräff wies das zurück: „Das ist Quatsch.“ Die unter Gegnern des Heimes kursierenden Informationen zum Stand der Umbauten könne jeder Bürger bekommen: Sie seien rechtlich weitgehend frei zugänglich, wer Ahnung vom Thema habe, könne sich ausreichend informieren. Das laufe bei den auch im Bezirk verbreiteten Nachbarschaftstreits – Ausbau von Garagen, Wintergärten und Zäunen – ebenfalls so.

Die großen Parteien hatten sich für das Heim ausgesprochen

Warum die Fertigstellung des Heimes länger als geplant dauert, könnte auch daran liegen, dass der Betreiber den Aufwand unterschätzt habe. Für die Nutzungsänderung eines Gebäudes müssten eben Gutachten eingeholt werden, sagte Gräff. Er stehe hinter der Entscheidung der lokalen CDU, die zusammen mit SPD, Linken, Grünen, Piraten und FDP ein gemeinsames Bekenntnis zu der Unterkunft unterschrieben hat.

In Hellersdorf wird seit Wochen gestritten. Auf einer Bürgerversammlung des Bezirkes hatten auch Rechtsextreme das Wort ergriffen. Vor zwei Wochen war eine Grünen-Politikerin von Gegnern des Heimes bedroht worden. In Marzahn-Hellersdorf wohnen derzeit 152 Asylbewerber. Nachdem die 200 Frauen, Männer und Kinder in der Carola-Neher-Straße eingezogen sind, könnten weitere 200 Flüchtlinge hinzukommen. Selbst dann leben in jeweils sechs Bezirken immer noch mehr Asylbewerber als in Marzahn-Hellersdorf.

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