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Zahlreiche Menschen kamen am Montag nach Moabit.

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Update

Asylbewerber in Berlin: 500 Flüchtlinge warten vor Zentraler Aufnahmestelle

Die Aufnahmestelle für Asylbewerber in Berlin-Moabit ist wieder auf: 500 Menschen stehen am Montag vor dem Gebäude. Senator Czaja will jetzt Wohncontainer aufstellen lassen.

Vor dem Verwaltungsgebäude stehen Zelte auf dem Rasen, dahinter drei Dixie-Klos. Hunderte Männer aus Syrien, Irak und Somalia drängen sich vor den Türen im Erdgeschoss. Montag, 11 Uhr, Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in der Moabiter Turmstraße. Eine Nonne bläst Luftballons für die Kinder auf, die über den Rasen tollen. Ein Schnuller liegt im Gras, Helfer schenken Getränke in Plastikbechern aus. Im Haus nehmen fast 900 Mitarbeiter massenhaft Papiere entgegen, wälzen Akten, telefonieren mit Polizisten, mit Heimbetreibern, mit Schulen.

300 neue Asylanträge allein am Montagmorgen

Seit Montag 8 Uhr sind die Türen des Lageso wieder auf, Sozialsenator Mario Czaja (CDU) hatte es vergangenen Mittwoch wegen Überfüllung schließen lassen. Schon am Montagmorgen warten wieder 500 Flüchtlinge auf dem Areal: 300 Männer, Frauen und Kinder stellen einen neuen Asylantrag, 200 sind wegen ihrer laufenden Verfahren aus den Heimen in der Stadt gekommen.
An diesem Morgen hat sich auch Czaja nach Moabit begeben. Im Lagezentrum sitzen Mitarbeiter vor Computern, über den Flur eilen Sachbearbeiter. Der Sozialsenator erklärt, die Schließung der Stelle habe den Behörden die nötige Zeit gegeben: 500 neue Plätze seien in Reinickendorf, Mitte, Pankow und Lichtenberg geschaffen worden – darunter in einer Turnhalle und einer leeren Schule. Fast 100 zusätzliche Mitarbeiter kümmerten sich um die Flüchtlinge, darunter 40 Übersetzer. Und noch am Montag wollte er mit Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD), um Geld für notwendige Wohncontainer zu bekommen.

Erschöpfung, Suche, Aufregung

Czaja braucht jeden Quadratmeter - und dafür braucht er Geld. Ohne die ehrenamtlichen Helfer der Stadtmission und des Arbeiter-Samariter-Bundes wäre die Lage kaum zu bewältigen. Schwester Inge von der Stadtmission verteilt weiter Luftballons und Zwieback an die Kinder. Eine hochschwangere Frau aus Nigeria sucht ihren Freund, auf dem Rasen herrscht Aufregung. Schwester Inge ist besorgt: Die Wartenden seien erschöpft, viele mit Booten nach Europa gekommen, und auch die Mitarbeiter im Lageso seien überarbeitet. Im Haus berichtet Senator Czaja, zunächst habe man für 2014 rund 10 000 neue Asylbewerber in Berlin erwartet. Nun sind bis August dieses Jahres schon 6200 Asylbewerber angekommen, mehr als im ganzen Jahr 2013.

Viele Flüchtlinge sind Roma

Die Lage im Lageso sei „kein Dauerzustand“, sagte Czaja, wenngleich in naher Zukunft nicht mit weniger Flüchtlingen zu rechnen sei. Bald 20 000 Menschen sind in Berlin nach dem Asylbewerberleistungsgesetz untergebracht, davon 10 000 Menschen in Heimen. Immerhin sind die Unterkünfte inzwischen besser in der Stadt verteilt: Auch in Steglitz-Zehlendorf etwa sind Czaja zufolge neuerdings 550 Menschen untergebracht. Der Senator berichtete, 40 Prozent der Antragsteller kämen vom Balkan. Meist handelt es sich um Roma. In den vergangenen Monaten wurde immer wieder erklärt, dass deren Chancen auf anerkanntes Asyl verschwindend gering seien: Insofern drängt nicht nur Czaja darauf, Mazedonien, Serbien und Bosnien als sichere Herkunftsländer anzuerkennen: „Das würde die Lage maßgeblich entlasten.“

Gesundheits- und Sozialsenator Mario Czaja.
Gesundheits- und Sozialsenator Mario Czaja.

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Auf dem Rasen vor dem Haus steht Osman, 22 Jahre, aus Bosnien. Seit sechs Monaten ist er in Berlin: „Die Situation hier ist heute besser als letzte Woche.“ Wie viele Flüchtlinge möchte Osman einen Job: „Nur rumsitzen ist nicht gut.“

Verwaltungsgericht lehnt Oranienplatz-Antrag ab

Am Montag wurde auch bekannt, dass die Evangelische Kirche im Streit um die Flüchtlinge vom Oranienplatz erneut eingesprungen ist. Sie nimmt die letzten Flüchtlinge vom Hostel-Dach in Friedrichshain auf. Die Männer aus Niger sind vorerst in einer Einrichtung der Heilig-Kreuz-Kirche in der Gitschiner Straße untergekommen. Eine langfristige aufenthaltsrechtliche Perspektive kann die Gemeinde den Flüchtlingen aber nicht bieten. Das Verwaltungsgericht hat ebenfalls am Montag den Eilantrag eines Oranienplatz-Flüchtlings auf Aufenthalt abgelehnt.

Einen Kommentar zum Thema lesen Sie hier.

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