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Helene Fischers Hit "Atemlos" war eins der erfolgreichsten 2014.

© dpa

"Atemlos" ein Plagiat?: Jack White: Helene Fischer hat bei mir geklaut

Helene Fischers "Atemlos" war eines der erfolgreichsten Lieder 2014. Alles nur geklaut, sagt Schlagerproduzent Jack White, und zwar bei ihm. Seit 1973 singe die Nation Teile der Strophe, sagt der Erfolgskomponist - und zwar in seinem Hit: "Ein Festival der Liebe". Vor Gericht könnte er damit Recht bekommen.

Warum er sich jetzt erst meldet? Das weiß nur Jack White selber. Seit mehr als einem Jahr dudelt Helene Fischers Megahit „Atemlos“ durch die Republik, verteilt mehr oder weniger gewollte Ohrwürmer, ist aber spätestens seitdem sich die Fußball-Weltmeister als Fischer-Fans geoutet haben, nicht mehr wegzudiskutieren. Und jetzt das: Alles nur geklaut, sagt kein geringerer als Jack White, Berliner Ikone und Schlagerhit-Fließband-Komponist, und zwar, na klar, von ihm! Die ersten zwölf Takte von „Atemlos“ seien komplett von seinem Lied „Ein Festival der Liebe“ übernommen, gesungen von 1973 von Jürgen Marcus. „Die ersten 8 Noten sind unstrittig 1:1 identisch. Die Noten 9 bis 12 sind eine Wiederholung der ersten vier Noten“, schrieb Jack White am Montag in einer Pressemitteilung. Und auch das nachfolgende „oho oho“, sei „kompositorisch ebenfalls identisch mit ,oho aha’ – was die Nation schon seit 40 Jahren mitsingt.“ Schließlich bittet White noch um „Verständnis, dass ich mein Eigentum schützen möchte.“

Lange nichts gehört von Jack White außer Scheidungsklatsch im vergangenen Jahr. Früher hat der ehemalige Präsident von Tennis Borussia Berlin, ja irgendwie alles geschrieben, was Ohrwürmer macht. Ihm ist es zu verdanken, dass David Hasselhoff nach Freedom gesucht hat, „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ stammt ebenso aus seiner Taste wie der Festzelt-Fetzen „Hände zum Himmel“. Aber auch Welthits wie „When the rain begins to fall“ für Pia Zadora und Jermaine Jackson und „You’re looking hot tonight“ für Barry Manilow hat White geschrieben, wer hätt’s gedacht. Und, da schließt sich doch irgendwie der Kreis: „Fußball ist unser Leben“ fürs Weltmeister-Team von 1974.

Es ist nicht zu leugnen: Die beiden Passagen klingen ähnlich. Vor allem die besagte Oho-Aha-Stelle ist beim ersten Hören einigermaßen identisch, bis auf die Sache mit dem falschen Vokal natürlich, aber Texte sind bei solchen Streitigkeiten selten relevant. Schlager klingen doch eh alle gleich, werden einige nun wieder unken. Aber eben häufig nicht gleich genug, um das juristisch anfechten zu können.

Helene Fischer wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Ob Jack White gerichtlich gegen die Komponistin des Songs, Kristina Bach, vorgehen will, ist bislang nicht bekannt. Erfolg haben könnte er damit, denn die Rechtssprechung ist in diesen Fällen eher streng. Schon die unbewusste Entlehnung schutzfähiger Melodieteile kann ausreichen. Im Plagiatsstreit entscheidet allerdings letztlich der vergleichende Gesamteindruck und zwar nur der im Streit stehenden Melodiepassagen und damit letztlich der Höreindruck des Richters. Und da weiß man ja nie, an wen man gerät – Schlagerfan hin oder her.

Im Übrigen, das sei am Rande erwähnt, der Bundesgerichtshof stellte bereits 1980 in einem Urteil fest: Auf den künstlerischen Wert einer Komposition jedenfalls kommt es nicht an.

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