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Berlin: Auch Berlin prüft die Devise: Freie Fahrt für Fahrräder

Verkehrssenator untersucht erste Vorschläge für "Radler-Straßen" in Mitte und MarzahnVON HANS TOEPPEN BERLIN.Die Max-Beer-Straße in Mitte und die Alberichstraße in Marzahn könnten die ersten "Fahrradstraßen" der Stadt werden.

Verkehrssenator untersucht erste Vorschläge für "Radler-Straßen" in Mitte und MarzahnVON HANS TOEPPEN BERLIN.Die Max-Beer-Straße in Mitte und die Alberichstraße in Marzahn könnten die ersten "Fahrradstraßen" der Stadt werden.Ihre Eignung wird gerade geprüft, wie Verkehrssenator Klemann auf eine Anfrage der PDS-Abgeordneten Jutta Matuschek erklärt hat.Damit unternimmt Berlin einen ersten vorsichtigen Versuch, dem Fahrradverkehr nach dem Vorbild anderer Städte begrenzten Vorrang zu verschaffen.Die Ausweisung als Fahrradstraße ist zwar erst vor kurzem in die Staßenverkehrs-Ordnung aufgenommen worden.Westdeutsche Kommunen sind aber längst mit entsprechenden Beispielen vorangegangen.Bremen zählt beispielsweise mehr als 20 solcher Velo-Straßen.Es könnten 50 werden. Der Anteil des Fahrrads am Berliner Verkehr macht nur fünf bis sechs Prozent aus.Im kleinen Bremen liegt er bei 22 Prozent.Klemann hat es allerdings gerade als sein verkehrspolitisches Ziel bezeichnet, die Berliner Rate bis zum Jahr 2010 auf etwa 15 bis 20 Prozent zu erhöhen - eine vergleichsweise "gigantische" Quote, wie für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club gestern sein Sprecher Benno Koch meinte.Dazu wären nach Kochs Meinung größte Anstrenungen nötig: "Man müßte gründlicher auf die ganze Stadt schauen und nicht nur eine Minimallösung machen". Mit Minimallösung ist die Auswahl lediglich von Beer- und Alberichstraße gemeint.Die früher ebenfalls vorgesehene Erich-Weinert-Straße in Prenzlauer Berg war inzwischen als ungeeignet gestrichen worden.Gefragt ist nämlich nicht nur der gute Wille des Verkehrssenators.Fahrradstraßen kommen nach dem Wortlaut der Verwaltungsvorschrift zur StVO nur dann "in Betracht, wenn der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder dies alsbald zu erwarten ist".Der Gesetzgeber stellt sie sich vornehmlich "im Verlauf wichtiger Hauptverbindungen des Radverkehrs" vor.Wegen dieser verkehrspolitisch logischen Voraussetzung hielt Koch gestern denn auch die Max-Beer-Straße nur für sinnvoll, wenn sie noch eine Fahrrad-Anbindung erhielte.Sonst sei zu befürchten, daß diese Straßen-Auswahl lediglich erfolgt sei, um zu beweisen, "daß es nicht geht." Auf Fahrradstraßen dürfen Autos - vor allem von Anliegern - nur fahren, wenn sie ausdrücklich zugelassen sind, und dies auch nur mit "mäßiger Geschwindigkeit." Radler haben jedenfalls Vorrang.Sie dürfen ausdrücklich auch nebeneinander in die Pedale treten. Der ganze Versuch steht allerdings unter dem Vorbehalt seiner Finanzierbarkeit.In der Verkehrsverwaltung wies gestern die Fahrrad-Fachfrau Herta Sablatnig auf die notwendigen Baukosten hin.Beginn und Ende einer Fahrradstaßen sollen nämlich durch "straßenbauliche Gestaltungselemente" wie Aufpflasterungen oder Fahrbahnverengungen hervorgehoben werden.Und die Einfahrfläche für Autos soll so klein wie möglich gehalten sein.Das alles kostet Geld. Verkehrssenator Klemann hat allerdings im Sommer ohnehin schon erklärt, daß er nur "eng begrenzte Anwendungsmöglichkeiten" für die Fahrradstraßen sieht.Günstiger für den Radverkehr und die Sicherheit seien die Tempo-30-Zonen, die 70 Prozent des Berliner Straßennetzes umfassen, erklärte der Verkehrssenator dem grünen Abgeordneten Michael Cramer. Der Fahrradclub machte aber gestern unbeeindruckt und mit Zielrichtung auf den 20-Prozent-Radverkehr schon weitere Vorschläge: Stargarder, Gleimstraße in Prenzlauer Berg, Ruppiner Chaussee in Heiligensee, Ingolstädter Straße in Hellersdorf.

HANS TOEPPEN

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