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Berlin: Auch das Parlament und die Polizei saßen im Dustern

Zweistündiger Stromausfall führte zu Chaos auf den Straßen / Sicherheitsrelais defektVON CHRISTOPH STOLLOWSKY BERLIN.Kein Kühlschrank, kein Licht, dunkle Computerschirme, ausgefallene Ladenkassen, erloschene Ampeln: Rund 30 000 Haushalte, Firmen und Geschäfte in Kreuzberg, Tempelhof und Teilen von Neukölln hatten gestern von 15 Uhr 19 bis 17 Uhr 30 keinen Strom.

Zweistündiger Stromausfall führte zu Chaos auf den Straßen / Sicherheitsrelais defektVON CHRISTOPH STOLLOWSKY BERLIN.Kein Kühlschrank, kein Licht, dunkle Computerschirme, ausgefallene Ladenkassen, erloschene Ampeln: Rund 30 000 Haushalte, Firmen und Geschäfte in Kreuzberg, Tempelhof und Teilen von Neukölln hatten gestern von 15 Uhr 19 bis 17 Uhr 30 keinen Strom.Auch im Polizeipräsidium am Platz der Luftbrücke fielen die meisten elektrischen Anlagen aus, ebenso im Abgeordnetenhaus, das seine Sitzung im dunklen Plenarsaal zwei Stunden unterbrach.Auf den Straßen herrschte teilweise Chaos.Zehntausende Fahrer und BVG-Busse steckten in Staus.Betroffen waren auch das Urbankrankenhaus und das St.-Joseph-Krankenhaus.Intensivstationen und Operationssäle wurden allerdings durch Notstrom versorgt. Ursache des ungewöhnlich großflächigen Ausfalles, der erst nach zwei Stunden behoben werden konnte, war nach Angaben der Bewag ein übersensibles Sicherheitsrelais, das den Zustand des 110-Kilovolt-Kabels zwischen den Umspannwerken Mitte in Tiergarten und dem Werk an der Zossener Straße in Kreuzberg überwacht.Bei Überlastungen und anderen Störungen soll es das Kabel vom Netz trennen und auf diese Weise schützen.Gestern reagierte es aber ohne erkennbaren Grund.Ursprünglich hatte die Bewag angenommen, das Kabel sei durch Bauarbeiter geschädigt worden oder durch eine Materialermüdung ausgefallen.In diesem Falle hätten Spezialisten den Defekt wegen der Länge des Kabels mühsam feststellen müssen.Reparaturtrupps waren bereits zu Vermessungspunkten gestartet, blieben aber auf dem Weg dorthin im Verkehrsstau stecken, denn im Gegensatz zu den Wasser- und Gasbetrieben dürfen die Notwagen der Bewag nicht mit Blaulicht fahren. Parallel zur Ermittlung des Schadens hatten sich die Stromexperten bereits auf eine Überbrückung durch mehrere Ersatzkabel eingestellt, um die Stromversorgung wenigsten provisorisch herzustellen.Aber dann war der Schaden schneller als gedacht behoben.Kurz vor 17 Uhr 30 gingen in den Straßen die Lichter an, Ladenbesitzer zogen ihre Rolläden wieder hoch, die sie aus Furcht vor Dieben geschlossen hatten. U-Bahnen und Straßenbahnen waren vom Ausfall der Elektrizität kaum betroffen.Notstromaggregate übernahmen die erloschene Beleuchtung der Bahnhöfe.Anders bei der S-Bahn: Deren Signale fielen zwischen Papestraße und Anhalter Bahnhof aus, die Züge fuhren auf Sicht und verkehrten seltener. Kein Durchkommen war gestern beim telefonischen Störungsdienst der BEWAG, bei dem sich tausende Berliner informieren wollten.In vielen Büros wurden Kerzen angezündet, als hätte die Adventszeit schon begonnen, im Abgeordnetenhaus und in Firmengebäuden arbeiteten auch die Heiz- und Klimaanlagen nicht mehr.Ein Stromausfall vergleichbaren Ausmaßes hat sich bereits im September 1997 in Wedding, Reinickendorf und Charlottenburg ereignet.Mehr als zwei Stunden lang waren die Bezirke lahmgelegt.Zwei Jahre zuvor brach die Stromversorgung durch einen Kurzschluß im Westteil der Stadt zusammen.Die größte Elektrizitätspanne seit der Blockade erlebten die Berliner allerdings im Februar 1992: Damals gingen am Bahnhof Zoo und im gesamten Süden die Lichter aus.

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