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Berlin: Auch ohne „Blaue Liste“ – die Saurier werden gerettet

Nach der gescheiterten Aufnahme in die „Blaue Liste“ der vom Bund geförderten Forschungseinrichtungen sind die Verantwortlichen des Naturkundemuseums schwer enttäuscht – einerseits. Andererseits plant man unverdrossen weiter am Wiederaufbau des kriegszerstörten Ostflügels.

Nach der gescheiterten Aufnahme in die „Blaue Liste“ der vom Bund geförderten Forschungseinrichtungen sind die Verantwortlichen des Naturkundemuseums schwer enttäuscht – einerseits. Andererseits plant man unverdrossen weiter am Wiederaufbau des kriegszerstörten Ostflügels. Die Baukosten bezifferte der kommissarische Leiter des Museums, Michael Linscheid, auf etwa 30 Millionen Euro. Die Hälfte der Kosten übernimmt die Humboldt-Uni, zu der das Museum gehört. Die andere Hälfte soll über die Hochschulbauförderung des Bundes finanziert werden. Noch dieses Jahr soll es mit den Baumaßnahmen losgehen, sagte HU-Vizepräsidentin Anne-Barbara Ischinger. 2010 soll der Ostflügel, in dem sich bis zum Krieg ein Teil der Insektensammlung befand, wieder hergestellt sein.

Die Bund-Länder-Kommission (BLK), die am Montag tagte, verschob die Entscheidung über eine Aufnahme des Museums in die Blaue Liste auf 2006. Der Bund und mehrere Länder hatten sich geweigert, den Forschungsetat des Museums von rund 6,5 Millionen Euro zu übernehmen. Eine Sprecherin des Bundesforschungsministerium begründete die Ablehnung mit der Eigenheimzulage: Weil die entgegen den Planungen der Bundesregierung nicht abgeschafft wurde, sei jetzt kein Geld mehr da, um die Mittel für die Blaue-Liste-Institute aufzustocken.

Ischinger bezeichnete die Ablehnung des Blaue-Liste-Antrags als „Skandal“. Offenbar wüssten die Beteiligten nicht, „dass es sich um ein Haus handelt, das zum Weltkulturerbe zählt“. Allerdings steht das Naturkundemuseum nicht auf der Weltkulturerbe-Liste der Unesco wie die Museumsinsel, deren Sanierung der Bund finanziert. „Wir müssen darüber nachdenken, wie man das Museum international noch besser verankert“, so Ischinger. „Immerhin sei das Haus in der Rangliste vergleichbarer Museen die Nummer 5.“ Interimschef Linscheid lässt sich von der verpatzten Blaue-Liste-Aufnahme nicht entmutigen. Im Gegenteil: Die Mitarbeiter seien nun zusätzlich motiviert, mehr Besucher zu locken und Gelder einzuwerben. Die Paten-Aktion habe 350 000 Euro gebracht und werde fortgesetzt. Was fehlt, ist ein Großsponsor –„es wäre möglich, dass ein Mäzen einen Saal renoviert, der dann nach ihm benannt wird.“ Bis zum Sommer soll ein neuer Generaldirektor für das Naturkundemuseum gefunden sein. Dafür laufen bereits Verhandlungen mit einer bestimmten Person, heißt es übereinstimmend. Um wen es sich bei dem Kandidaten handelt, soll noch nicht verraten werden.

Gegenwärtig läuft der Umbau von vier Ausstellungssälen – bei weiter geöffnetem Haus. Die Arbeiten sollen bis 2007 abgeschlossen sein. Dafür haben Lottostiftung und EU 17 Millionen Euro bereitgestellt. Der Investitionsbedarf für das marode Haus wird auf mehr als 100 Millionen Euro geschätzt. Sollte es mit der Aufnahme in die Blaue Liste 2006 klappen, ist die Humboldt-Uni zwar die Sorge um die Finanzierung der Forschungsmittel los, das Land bleibt jedoch in der Pflicht, die Hälfte der Bau-Investitionen zu tragen. Auch für Blaue-Liste-Institute gilt das Prinzip der Lastenteilung zwischen Bund und Land.

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