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Berlin: Auf dem Dach geschlafen und in den Tod gestürzt 28-Jähriger hatte sich zuvor

mit zwei Freunden betrunken

Der dunkle Schlafsack hängt noch an der Dachrinne wie eine Trauerflagge. In ihm legte sich Montagnacht der 28jährige Harry L. auf dem flachen Teil des Daches des Wohnhauses Straßmannstraße 3 in Friedrichhain schlafen. Aber der angetrunkene Mann verlor den Halt, rollte über den schräg abfallenden Dachbereich und stürzte rund 20 Meter tief in den Hinterhof. Ein Hausbewohner fand den Schwerverletzten gegen 1.10 Uhr im kargen Gebüsch, das seinen Sturz nicht mildern konnte. Eine Stunde später erlag der Mann im Krankenhaus seinen schweren Kopfverletzungen.

Der Mann wohnte nur wenige Kreuzungen entfernt an der Löwestraße. Gemeinsam mit zwei 26 und 29 Jahre alten Freunden hatte er in einem Lokal ausgiebig gezecht. Gegen 21.30 Uhr beschloss das Trio, die Nacht auf dem Dach zu verbringen. Irgendjemand hatte auf den flachen Teil schon vor längerem Sessel transportiert. Ob dort weiter getrunken wurde, ist nicht bekannt. Allerdings lagen im Hof einige Miniflaschen Jägermeister. Sie müssen nicht aus der Unglücksnacht stammen: Die Haustür zur Nummer 3 ist unverschlossen, jeder kann ins Haus und sogar aufs Dach. Die Tür zum Boden steht weit offen. Eine Holzleiter führt zum Ausstieg. Den muss man nur hochdrücken. Er ist weder durch Schloss noch Riegel gesichert.

Die drei beschlossen, die Sommernacht auf dem Dach zu verbringen, holten ihre Schlafsäcke und legten sich hin. Von dem, was dann abspielte, bekam weder der 26-, noch der 29-Jährige etwas mit. Beide wurden erst von der Polizei aus ihrem Alkoholschlummer wachgerüttelt. Eine Bewohnerin aus dem gegenüberliegenden Haus beobachtete die jungen Männer noch am Abend aus dem Fenster: „Ich sah schwarze Schatten am Schornstein“, erzählte sie. „Es waren öfter Leute auf dem Dach.“ Von dem nächtlichen Unglück erfuhr sie aber erst am Dienstag.

Herumgesprochen hat sich der tödliche Sturz noch nicht einmal im Unglückshaus. Eine junge Frau aus dem Vorderhaus der Straßmannstraße 3 sagte, sie habe weder den Einsatz der Feuerwehr noch den der Polizei mitbekommen. Auch der Inhaber eines Fernsehdienstes im Nachbarhaus schüttelt den Kopf: Nein, niemand habe ihm von dem Unfall berichtet. Aber er wisse, wie gefährlich Dächer sein können. Beruflich, etwa bei der Überprüfung von Antennenanschlüssen, müsse er selbst hin und wieder auf eines steigen. Was die Leute – die auf dem Dach nichts zu suchen hätten – alles dorthin geschleppt hätten, sei schon verwunderlich.

In den Tod stürzte vor drei Wochen auch ein 26-Jähriger, der in betrunkenen Zustand die Außenfassade eines Hochhauses in Marzahn erklommen hatte, um in die eigene Wohnung im 5. Stock zu gelangen – weil er seine Schlüssel verloren hatte. weso

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