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Berlin: Auf dem Fußballplatz flogen Fäuste – und Zähne

Nicht nur beim Kicken unterste Liga: Spieler fielen über Schiedsrichter her Außerdem verprügelten sie gegnerische Fans. Ein Schläger kam vor Gericht

Das Pokalendspiel war ganz ordentlich gelaufen und hatte einen deutlichen Sieger: Die Freizeitkicker von Neukölln-Rudow setzten sich mit 3 : 0 gegen KSF Umutspor durch. Schiedsrichter Jan Sch. stand kurz nach dem Abpfiff auf dem Mittelkreis. Die Partie war aus seiner Sicht „sportlich ein bisschen grob, aber ansonsten fair“. Einige Spieler von Umutspor kamen auf ihn zu. Er dachte, dass sie ihm die Hand geben und sich bedanken würden. Wie das eben so üblich ist. Doch statt Freundlichkeit flogen ihm erst ein Kaugummi, dann Spucke ins Gesicht und ein Tritt gegen den Knöchel.

„Ich bedauere das sehr“, beteuerte gestern Volkan A. als einer der damaligen schlechten Verlierer vor dem Amtsgericht Tiergarten. Der 29-Jährige soll bei dem Spiel der Kreisklasse A auf dem Dominicus-Sportplatz am 20. Mai 2004 nach dem Angriff auf den Unparteiischen auch bei einer Massenschlägerei mitgemischt und zwei Fans der Neuköllner verprügelt haben. Der eine schleppte sich schließlich mit Prellungen am ganzen Körper vom Platz, der andere büßte durch Schläge und Tritte zwei Zähne ein.

„Ich würde gerne alles rückgängig machen“, stöhnte der angeklagte Spieler des deutsch-türkischen Vereins Umutspor. „Mir als angehendem Erzieher hätte so etwas nicht passieren dürfen“, seufzte er. Zu den Verletzungen der beiden gegnerischen Fans meinte er: „Als ich bereits in der Kabine war, rief jemand, dass unsere Fans angegriffen werden.“ Tatsächlich brodelte es auf dem Feld. Flaschen flogen, Fahnenstangen wurden als Schlagwerkzeugen benutzt. „Ich bin raus, bekam einen Schlag an die Schläfe und schlug um mich“, sagte der Angeklagte.

„Dass mal die Nerven blank liegen, passiert in den unteren Kreisklassen des Öfteren“, sagte Schiedsrichter S. am Rande des Prozesses. „Aber dass es so krass ausartet, war für mich das erste Mal.“ Gegen die halbe Umutspor-Mannschaft ermittelte die Staatsanwaltschaft. Das Sportgericht hat bereits einige Spieler gesperrt. Auch Volkan A. darf bis Juni nicht auflaufen. Eine strafrechtliche Verurteilung, das weiß er, würde ihm die Suche nach einer Anstellung schwer machen. Sein Verteidiger beantragte deshalb eine Einstellung des Verfahrens.

Staatsanwalt und Gericht aber waren sich einig. Volkan A. musste nach einem derart unsportlichen Verhalten deutliche Konsequenzen spüren. Gegen ihn erging wegen Körperverletzung eine Strafe von einem Jahr auf Bewährung. Außerdem soll er jeweils 200 Euro Schmerzensgeld an die beiden verprügelten Fans zahlen.

Kerstin Gehrke

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