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Berlin: Auf dem Weg nach oben

Ab heute sind Anteile für den Fonds zum Bau des Aussichtsrades am Zoologischen Garten erhältlich Das Konkurrenz-Projekt am Ostbahnhof kämpft mit langwierigen Genehmigungsverfahren im Bezirk

Die Pläne für ein Aussichtsrad am Zoologischen Garten gewinnen an Fahrt. Ab heute sind die Anteile an dem Fonds auf dem Markt, der das Kapital für den Bau stellen wird – nicht nur für das Projekt in Berlin, sondern auch für Räder in Peking, Tsingtao und Dubai. 200 Millionen Euro sollen für diese Projekte zusammenkommen. „Wir rechnen damit, dass wir den Fonds zu Weihnachten schließen können“, sagt Thomas Bone-Winkel, Geschäftsführer der Fondsgesellschaft DBM (Delbrück, Bethmann, Maffei).

Der Optimismus speist sich aus den Erfahrungen für den Fonds zum Bau des Aussichtsrades in Singapur: „Die Anteile im Gesamtwert von 30 Millionen Euro waren binnen weniger Tage weg.“ Die Investoren versprechen eine Rendite von bis zu 20 Prozent, 10 000 Euro sind die Mindesteinlage. Als Vertriebspartner sind unter anderem die Deutsche Bank und die Hypo-Vereinsbank dabei. Auch die Postbank und die Citibank sind nach Angaben der Fonds-Geschäftsführer interessiert.

Der Bau-Fahrplan für das Zoo-Projekt ist ehrgeizig. Noch im Frühsommer 2007 will die World Wheel Holding Berlin beginnen, damit sich das Aussichtsrad am Zoo Ende 2008, spätestens aber im Frühjahr 2009, drehen kann. Ähnlich ambitioniert ist das Konkurrenz-Projekt eines Riesenrades an der Anschutz-Arena nahe dem Ostbahnhof in Friedrichshain. Dieses Baugenehmigungsverfahren hat zwar zehn Wochen früher begonnen, doch der Vorsprung nimmt ab. Anlass dafür ist das langwierigere Verfahren in Kreuzberg-Friedrichshain. Dort muss nach jeder Etappe zuerst das Bezirksamt eingeschaltet werden, ehe der nächste Schritt angegangen werden kann. Das ist in Mitte, das für die Genehmigung des Zoo-Rades zuständig ist, nicht der Fall.

Möglich ist also, dass im Wettrennen der Aussichtsräder der Erste nicht automatisch auch als Erster Baurecht erhält. Das nämlich hatte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in der Vergangenheit verkündet: Den Zuschlag erhalte, wer zuerst alle nötigen Genehmigungen zusammenhabe. Wowereit wie auch Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) vermeiden es, sich öffentlich festzulegen, wollen aber am Ende nur ein Rad zulassen.

Zoo-Projektentwickler Michael Waiser schreckt das nicht. Das Baugenehmigungsverfahren für das Zoo-Rad laufe „lobenswert konstruktiv“, sagt er. Inzwischen liege das Radargutachten vor. Das ist bei allen Bauwerken nötig, die höher als 100 Meter sind und soll untersuchen, wie sehr das militärische Radar, das am Flughafen Tempelhof steht, durch den Bau gestört wird. Die Gutachter des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS kommen laut Waiser beim Zoo-Rad zum Schluss: alles kein Problem. Das Rad könne in der geplanten Größe von 175 Metern und in der beabsichtigten Ausrichtung parallel zur Stadtbahn errichtet werden.

In Arbeit ist derzeit noch das Verkehrsgutachten. Um dem erwarteten Andrang gerecht zu werden, schlägt der Gutachter vor, die Einbahnstraßenregelung in der Jebensstraße am Bahnhof Zoo aufzugeben. Autos und Reisebusse könnten dann in beide Richtungen vom Aussichtsrad zur Hardenbergstraße fahren. Weil bis zu 80 Prozent der Besucher mit der Bahn über den nahe gelegenen Bahnhof Zoo anreisen werden, haben die Planer in der dreigeschossigen Abflughalle am Fuß des Rades ein Parkhaus für 250 Autos vorgesehen. Der gesamte Bau, der rund 7500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche haben soll, wird auch die Wendeschleife für die Reisebusse aufnehmen.

In der kommenden Woche will sich der Aufsichtsrat des Zoos mit dem Projekt beschäftigen. Diskutiert wird unter anderem, wie viel Geld nötig sein wird, um den Wirtschaftshof, auf dessen Gelände das Aussichtsrad errichtet werden soll, neu zu bauen. Geplant ist, den Wirtschaftshof um gut zweihundert Meter zur Straße des 17. Juni hin zu verrücken. Dem fielen die Gewächshäuser des Zoos zum Opfer, für die dann kein Platz mehr wäre. Der Zoo rechnet mit Neubaukosten von zwölf Millionen Euro, die Finanzverwaltung glaubt, dass es auch mit sieben Millionen zu machen ist. Wie teuer es tatsächlich wird, untersucht derzeit der Baukonzern Hochtief, der seine Ergebnisse dem Zoo-Aufsichtsrat vorstellen will.

Zoo-Direktor Jürgen Lange will der Entscheidung des Aufsichtsrats nicht vorgreifen, glaubt aber, „dass mit dem Aussichtsrad etwas für uns abfallen wird“. Das bestätigt auch ein Gutachten über die Besucherströme, das der Liegenschaftsfonds in Auftrag gegeben hatte. Es prognostiziert, dass der Zoo mit dem Aussichtsrad 300 000 zusätzliche Besucher pro Jahr zählen könnte. Das wiederum ist eine Zahl, die Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) interessiert. Der Zoo ist defizitär, erhält Millionenzuschüsse vom Land Berlin, die mit zusätzlichen Besuchern zumindest kleiner ausfallen können. Im kommenden Jahr läuft der Zuschussvertrag aus.

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