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Berlin: Auf dem Weg zum neuen Ich

Nach langem Streit um die Identität entdeckt man im größeren Pankow gemeinsame Stärken

Alles Pankow, oder was? Nachdem auch der leidige Namensstreit beigelegt scheint, sieht es so aus, als ob im Nordosten Berlins Frieden einkehrt. Zumindest ist man sich parteiübergreifend einig, dass es richtig war, die bisher im Berliner Mittelfeld agierenden Bezirke Prenzlauer Berg und Pankow gemeinsam mit dem „Nesthäkchen“ Weißensee zu der mit 342 000 Einwohnern bevölkerungsstärksten Berliner Verwaltungseinheit zusammenzuführen. „Wir sind die drittgrößte Stadt Ostdeutschlands nach Leipzig und Dresden“ betont Bürgermeister Burkhard Kleinert (PDS) und unterstreicht damit den Widerstand der Bezirke gegen die Zentralisierungsbestrebungen des Senats.

Doch mit der eigenen Identität tat man sich lange Zeit schwer. Die Bewohner Prenzlauer Bergs wollten sich nicht von den größeren Pankowern vereinnahmen lassen und die gerade mal 50 000 Weißenseer fürchteten, vom großen Nachbarn „geschluckt“ zu werden. So entstand der abstruse Vorschlag, den neuen, dritten Verwaltungsbezirk der Bundeshauptstadt „3. Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee von Berlin“ zu taufen – alternative Namensvorschläge wie „Kasperhausen“ machten dem Fusionsbezirk ebenso wenig Ehre. „Der Namensstreit hat viele bewegt, aber inzwischen haben die Leute andere Probleme“, sagt GrünenFraktionsgeschäftsführer Cornelius Bechtler. Jetzt dürfte es bei Pankow bleiben. Doch: „Die Pankower bleiben Pankower und die Prenzlberger bleiben Prenzlberger“, beschwichtigt Bürgermeister Kleinert.

Doch im Bezirksparlament hat sich die Nähe zu den Kiezproblemen verringert, bedauert Kleinert. „Ortsteile wie Blankenfelde sind nicht mehr in der BVV vertreten.“ Dafür versuchen die Bezirksverordneten, bei der Beteiligung der Bevölkerung Zeichen zu setzen. Dazu zählt neben der Bürgersprechstunde auch das Rederecht in Ausschüssen. „Selbst in der BVV haben Bürger die Möglichkeit, Fragen zu stellen“, so Cornelius Bechtler.

Finanzielle Defizite sind nicht nur am Zustand der Straßen und Grünanlagen abzulesen. Auch viele öffentliche Gebäude sind dringend sanierungsbedürftig. 60 Prozent des Bezirkshaushaltes entfallen auf den Sozialbereich, 30 Prozent machen die Personalkosten aus. Vom geringen Rest fließt die Hälfte in die Gebäudebewirtschaftung. Für CDU-Fraktionschef Dieter Stenger überwiegen dennoch die Vorteile der Bezirksreform. Im Verbund sei es leichter, Entwicklungen voranzutreiben und das Vorhandene „besser miteinander zu nutzen“.

Und neues Kapital kommt hinzu: Mit rund 140 000 Um- und Zuzüglern hat Pankow die größte Fluktuation aller Fusionsbezirke erlebt, sagt Stenger. Rund 70 000 Menschen, überwiegend Familien mit Kindern, sind von Prenzlauer Berg nach Alt-Pankow und Weißensee gezogen. In gleicher Zahl drängen neue Singles und kinderlose Paare nach und machten den Altbezirk „noch szeniger“. „Das zeigt, dass man hier leben kann“. du-

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