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Berlin: Auf der Suche nach höherer Einsicht

Investor Anschutz will in Friedrichshain ein Riesenrad bauen – und Hochhäuser. Das überzeugt nicht alle

Unabhängig von den Plänen für ein Riesenrad am Zoo gehen auch die Vorbereitungen für den Bau eines Riesenrades an der künftigen Anschutz-Arena weiter. Gestern startete das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg die so genannte frühzeitige Bürgerbeteiligung. Im Rathaus an der Yorckstraße informiert der potenzielle Bauherr über das Projekt und zeigt in zwei Simulationen, wie das Riesenrad das Stadtbild prägen würde.

In seinen Eckdaten ähnelt das Riesenrad dem Projekt am Zoo: 175 Meter im Durchmesser, höchster Punkt bei 185 Metern; 40 Gondeln mit jeweils 28 Sitzplätzen – maximal 2240 Fahrgäste pro Stunde. Zwei Runden könnte das Rad pro Stunde drehen, der Betrieb soll bei Tag und Nacht durchgehend sein. Der Standort soll exakt zwischen der Multifunktionsarena und dem Ostbahnhof liegen.

Die Simulationen zeigen auch erstmalig die ebenfalls auf dem Anschutz-Areal geplanten Hochhäuser. Sie werden auch den Blick auf den Fernsehturm verstellen. Eine berlintypische Silhouette ginge verloren. „Wir hatten uns um eine alternative Planung bemüht“, erklärt Baustadrat Franz Schulz (Grüne). „Unser Vorschlag war, die Türme nur knapp halb so hoch und schlanker zu bauen. Dafür wurden wir von allen Seiten geprügelt.“ Weder Bauherr Anschutz noch der Senat seien für die Argumente offen gewesen. Jetzt ginge der Blick von der Elsenbrücke auf den Fernsehturm verloren, wenn Anschutz so hoch baut. Von der Oberbaumbrücke aus bliebe der Blick auf den Turm aber auf jeden Fall frei.

Die ehrgeizigen Pläne von Anschutz am Ostbahnhof sehen einen Baubeginn im Oktober 2007 vor, so dass das Riesenrad zusammen mit der Arena im September 2008 in Betrieb gehen soll. Schulz: „Das ist knapp, könnte aber klappen.“ Seine Behörde muss in dem nun angeschobenen Verfahren unter anderem prüfen, ob durch das Riesenrad mehr Verkehr entstehen würde und ob die Nachbarn durch den Schattenwurf oder die Beleuchtung des Rades belästigt werden können.

Bauherr Anschutz will sich zu seinen Riesenrad-Plänen erst am 15. August äußern. Dann findet abends eine erste öffentliche Erörterungsveranstaltung zu den Plänen statt.

Michael Waiser, Geschäftsführer der konkurrerenden World Wheel Berlin Holding, nimmt die Anschutz-Pläne gelassen zur Kenntnis: Der Standort am Zoo sei der bessere. Allen Beteiligten ist klar, dass die Stadt nur ein derartiges Projekt verträgt. Das Standortgutachten liegt jedoch noch nicht vor. Die Finanzverwaltung hatte es in Auftrag gegeben, um die Auswirkungen des Riesenrades auf die Umgebung zu untersuchen. Insbesondere die Frage, ob das Projekt dem benachbarten Zoo eher zusätzliche Kunden bringt oder Besucher wegnimmt, war bis hinein in die Zooverwaltung umstritten.

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