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Auf Deutsch gesagt: Mit Strich und Sinn

Brigitte Grunert über die Sprache der Politiker

Es ist ein schwacher Trost, dass man manche Sprachschnitzer nicht hören kann, denn man muss sie ja lesen. Nehmen wir zum Beispiel den Bindestrich. Oft wird er wahllos gesetzt oder weggelassen, als sei das ganz egal. „Welches Angebot bietet das Business Location Center (BLC) den Unternehmen derzeit in der Region Berlin Brandenburg …?“, wollte der Abgeordnete Frank Jahnke (SPD) dieser Tage vom Senat wissen.

Da haben wir die Verwirrung! Geschützte Eigennamen und Firmennamen wie das Business Location Center, die Berlin Partner GmbH oder der künftige Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) mögen ihre eigene Schreibweise haben, noch zumal auf Englisch. Doch daraus zu schließen, im deutschen Sprachgebrauch könne der Bindestrich entfallen, ist ein Irrtum. Es gibt folglich keine Region Berlin Brandenburg, sondern nur die Region Berlin-Brandenburg. Deshalb stellt sich das BLC im Internet auch sprachlich korrekt vor: Business Location Center Berlin-Brandenburg. Es ist übrigens eine Einrichtung der Berlin Partner GmbH, die Investoren bei der Ansiedlung hilft.

Die FDP hat den Senat aufgefordert, die „faire Bezahlung der ausländischen Lehrkräfte an den Berliner Europa Grundschulen“ zu sichern. Nun ja, es handelt sich um Europa-Grundschulen oder Europaschulen (wie in dem Antrag ebenfalls erwähnt). Bezeichnungen sind eben nicht mit Eigennamen zu verwechseln.

„Die Spandauer Damm Brücke muss saniert werden“, bekundeten die Grünen und betonten, dass der „Autoverkehr bei Sanierung der Spandauer Damm Brücke in beiden Richtungen aufrecht erhalten“ werden müsse (korrekt: aufrechterhalten; das nur nebenbei). Nach den Rechtschreibregeln für Straßennamen ist es jedoch die Spandauer-Damm-Brücke. Beim Spandauer Damm entfällt natürlich der Bindestrich, weil an Spandau „er“ angehängt ist. Der Bindestrich ist ein Muss, und nur dann, wenn die Namen von Straßen, Plätzen, Brücken aus mehreren Wörtern bestehen. Wir haben die Weserstraße und Goethestraßen, aber die Johann-Georg-Straße und den John-F.-Kennedy-Platz. Im Antrag der Grünen ist nun von den Autobahnzu- und abfahrten“ die Rede. Nein, es sind Autobahnzu- und -abfahrten. Sonst würden die „abfahrten“ in der Luft hängen, obendrein völlig vermurkelt.

Direkt komisch wirkt es, wie die CDU „für eine bessere Versorgung tuberkulosekranker und gefährdeter Menschen“ wirbt. Welche Versorgung wegen welcher Gefährdung bitte? Schon gut, gemeint ist die Versorgung Tuberkulosekranker und -gefährdeter. Ach, der Bindestrich hat schon seinen Sinn, auch um Missverständnissen vorzubeugen.

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