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Auf Deutsch gesagt: Vom Fehler besessen

Brigitte Grunert über die Sprache der Politiker

Was ist eine besessene Waffe, eine „unerlaubt besessene Waffe“ gar? Die Vorstellung, es könnte sich um eine Waffe handeln, die verrückt spielt, weil sie nicht ganz richtig im Kopf ist, obwohl ihr das niemand gestattet hat, wäre natürlich absurd. Wir haben es einfach mit einer unsinnigen Formulierung zu tun, denn hier wird der Waffe eine Eigenschaft angedichtet, die sie niemals haben kann, zum Totlachen.

Nun ist die FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus für eine Änderung des Bundeswaffengesetzes, und zwar so, dass straffrei ausgeht, wer illegal Waffen besitzt und diese abliefert. Daher hat sie dem Senat eine Bundesratsinitiative nahegelegt und den Text für die Gesetzesänderung mitgeliefert: „Wer eine... unerlaubt besessene Waffe... der zuständigen Behörde oder einer Polizeidienststelle übergibt, wird nicht wegen unerlaubten Erwerbs, unerlaubten Besitzes oder unerlaubten Verbringens bestraft...“ Von unerlaubt oder illegal besessenen Waffen ist in dem Antrag gleich mehrfach die Rede. Vermutlich sind Waffen gemeint, die jemand besessen hat.

Der Senat würde sich im Bundesrat mit solchem Nonsens ganz schön blamieren. Es sei denn, dieser fiele keinem auf, denn derartige Sprachschnitzer sind nicht selten. Die CDU-Fraktion forderte „zur Bewältigung aktueller Notsituationen“ (als seien Notlagen nicht immer akut) die sofortige Einstellung arbeitsloser Berufsschullehrer. Im selben CDU-Antrag heißt es dann: „Doch nicht nur bei den Fachlehrern fehlen Kräfte.“ Nanu, sind denn die Fachlehrer an den Berufsschulen so kraftlos, so erschöpft? Schon gut, die CDU wollte sagen, dass nach ihren Informationen nicht nur Fachlehrer fehlen, sondern auch andere Mitarbeiter wie Sekretärinnen, Sozialpädagogen, technisches Personal.

Was bitte ist ein aufgelöster Reformbedarf? In einem Antrag der Grünen-Fraktion zum Thema Bibliotheken las ich neulich: „Auch der strukturelle Reformbedarf wird seit Jahren diagnostiziert und beklagt, aber nicht aufgelöst.“ Ach, möge dieser Reformstau aufgelöst werden, damit der Bedarf gedeckt wird. Kultivierte Politiker müssten das doch ohne Sprachstolperei schaffen.

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