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Berlin: Auf die Plätze! Fertig! Stars!

Beim Kinderfestival in Hohenschönhausen machte sich die Leichtathletik-Elite schon mal fürs Istaf warm

Ihr Idol? Da muss Sophie kurz überlegen. „Irgendwas mit M… Maurice Greene!“ Einer der schnellsten Männer der Welt. „Der läuft 100 Meter in 9,78 Sekunden“, das weiß die Zehnjährige auf die Zehntelsekunde. Die Vorliebe der Nachwuchs-Leichtathletin ist nachvollziebar, schließlich hat der 29-jährige Ex-Weltrekordler und Olympiasieger aus Kalifornien gerade das Kinderrennen zwischen Sophie und Freund Marcus gestartet. Denn noch vor dem 62. Internationalen Stadionfest (Istaf) am Sonntag im Jahn-Sportpark waren die Spitzensportler als Gäste beim Kindersportfestival im Sportforum Hohenschönhausen am Start.

Sprinten kann er, aber ein Rennen freigeben noch nicht so recht. „Wie heißt das auf Deutsch?“, fragt Maurice Greene. Okay: „Auf die Plätze! Fertig! Los!“ Das klingt schon ganz gut. So ähnlich wie bei den Istaf-Schülerathleten Sophie und Marcus hat auch Maurice Karriere begonnen. „Ich wollte früher immer schneller sein als mein Bruder“, sagt der Mann im roten T-Shirt und den Surfer-Shorts, inzwischen auch schon Vater. Er trägt zwar eine Kreuz-Kette um den Hals, aber „am Sonntag gehe ich in Berlin nicht in die Kirche. Da verstehe ich ja kein Wort.“ Wie hier auf dem Fest, das noch bis Sonntag am Weißenseer Weg 51-55 bei freiem Eintritt stattfindet. Jeder Stand, jeder Parcours beschallt das Gelände. Lauter als im Stadion. Bei einem Titel von Justin Timberlake wippt Allen Johnson mit. Auch der 32-jährige Hürdenläufer hatte schon Weltmeister- und Olympiasieger-Medaillen um den Hals. Und doch folgt Allen artig den Anweisungen der Kinderfest-Organisatoren. Hier ein Interview, dort ein Autogramm, jetzt wieder an die Startklappe. „Als ich klein war, wollte ich Polizist werden. Ich fand die Vorstellung klasse, schwere Jungs hinter Gitter zu bringen“, sagt der Mann in Hellblau-Weiß. Allens Vater riet ihm etwas anderes, und der Oldie ist immer noch dabei: „I wanna keep going“, sagt Allen im Trubel. Wie sieht es aus mit dem eigenen Privatvergnügen?

„Die Jungs sind voll in der Saison, vor September kommen die nicht zum Feiern“, winkt Manager Emanuel Hudson ab: Kein Bier, keine Kippe, das gehört sich für einen US-Athleten nicht. Dann gibt die Sportlergang im tiefschwarzen Geländewagen Gas. Heute drehen die Istaf-Stars im Minipark am Hotel Berlin und beim Training noch mal eine Runde, Sonntag wird’s ernst.

„Ich finde die Ablenkung vorm Start hier beim Kinderfest gut“, sagt Worldchampion Maria Mutola und fächelt sich mit der Autogrammkarte Luft zu. In Gedanken ist die gebürtige Mosambikanerin und Langzeit- Wahlamerikanerin in ihrer neuen Wohnung in Südafrika. Als Kind hat die 30-jährige Läuferin Fußball gespielt, sich dann aber für eine andere Sportart entschieden. „Was ihr verfolgt, muss euch in erster Linie Spaß machen“, rät Maria oben auf der Bühne. Unten im Publikum fragen sich die Freizeitfußballer Daniel, Le-Roy und Nico, wer die berühmten Schwarzen da oben eigentlich sind. „David Beckham hätten wir ja erkannt.“

Annette Kögel

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