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Berlin: Auf Nummer sicher

Herzschmerz, Atemnot, Schweißausbrüche – bei Infarktsymptomen gleich den Notarzt rufen.

Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute. Und, ob der bewusstlose Patient in die richtige Klinik kommt. Von den knapp 8000 Berlinern, die jedes Jahr mit einem Infarkt ins Krankenhaus kommen, landen einige zunächst auf einer ungeeigneten Station. Ungeeignet, weil kein Herzkatheterlabor vorhanden ist, mit denen man den Gefäßverschluss am Herz hätte öffnen können. Ungeeignet vielleicht auch, weil zu später Stunde nicht ausreichend Fachkräfte da sind.

Damit jeder die gleiche Überlebenschance hat, haben sich die Krankenkassen, Ärzte und der Senatsgesundheitsverwaltung 2004 auf ein Konzept für die kardiologische Versorgung geeinigt: Nur Kliniken, die Mindeststandards bei Geräteausstattung und Qualifikation ihres Personals erfüllen, dürfen akute Herzinfarkte behandeln. Dazu zählt, dass die Klinik eine 24-Stunden-Bereitschaft für kardiologische Notfälle unterhalten muss. Diese Voraussetzung erfüllen Experten zufolge derzeit 16 der 19 in Berlin bestehenden Kardiologien.

Dennoch ist Berlin vergleichsweise gut aufgestellt. Aktuellen Zahlen zufolge starben 23 von 100 000 Berlinern 2006 an den Folgen eines akuten Herzinfarkts. Im Bundesdurchschnitt waren es jedoch 73. „In Berlin sind die Wege kürzer als in vielen anderen Bundesländern“, sagt Olaf Göing, Chefarzt der Kardiologie im Sana-Klinikum Lichtenberg. So könnten die Rettungswagen die Kliniken schneller erreichen.

Das Berliner Kardiologiekonzept sieht vor, jeden Patienten spätestens 90 Minuten nach dem Eintreffen im Krankenhaus in einem Herzkatheterlabor behandeln zu können. Das ist bei weitem nicht immer der Fall, heißt es von Medizinern. Am sichersten, mit einem Herzinfarkt auch auf der richtigen Station zu landen, sei es trotzdem, wenn man sofort den Notarzt über die übliche Rufnummer 112 alarmiere, sagt Experte Göing. Schlimm sei, dass immer noch rund 30 Prozent der Betroffenen sterben würden, bevor sie im Krankenhaus ankommen.

Allerdings wird ein Infarkt unabhängig von der behandelnden Station nicht immer erkannt, gerade wenn nur ein kleiner Teil des Herzens betroffen ist (siehe nebenstehenden Text). „Die Patienten landen dann in einer Klinik, aus der sie nach der Diagnose wieder verlegt werden müssen“, sagt Göing.

Er wünscht sich deshalb, dass alle Patienten mit typischen Infarktsymptomen in ein Schwerpunktkrankenhaus gebracht werden – bei plötzlichen Herzschmerzen, die mit Schweißausbrüchen verbunden sind. Auch wenn sich später herausstellen sollte, dass es gar kein Infarkt war. Sicher ist sicher. hah

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