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Berlin: Auf Sand gebaut

Bundestag stoppt Bundespressestrand

Kultur gegen Kommerz, Demokratie gegen Spaßgesellschaft, Architektur gegen Caipirinha: Die Debatte um den Bundespressestrand geht in eine neue Runde. Am neu gestalteten Spreebogen, zwischen Reichstag und dem Gebäude der Bundespressekonferenz, bietet die Strandbar seit zwei Sommern Sonnenstühle und Longdrinks. Rund 300000 Gäste hat Betreiberin Johanna Ismayr in den beiden Jahren gezählt. Auch 2005 will sie Berlinern und Touristen Drinks mit Blick auf Berlins politisches Zentrum anbieten. Doch der Bezirk Mitte hat die Genehmigung für nächstes Jahr verwehrt. Eines der Argumente: Bundestagsabgeordnete fürchten um ihr Image.

„Einige Abgeordnete werden in ihren Wahlkreisen gefragt: ’Sauft ihr da schon mittags’?“, sagte Harald Büttner, der Leiter des zuständigen Straßen- und Grünflächenamtes. Mehrere Parlamentarier hätten sich in der Bundestagsverwaltung beschwert. Einerseits aus Angst um das Image, aber auch wegen des Lärmpegels. Im strandnahen Paul-Löbe-Haus tagen die Bundestags-Ausschüsse.

Die Bundestagsverwaltung bestätigte Beschwerden. „Ich kann aber nicht sagen, ob sich Abgeordnete oder Verwaltungsmitarbeiter beklagt haben“, sagte Sprecher Hans Hotter. Neben klagenden Bundestags-Mitarbeitern nennt das Bezirksamt noch andere Gründe gegen die Strandbar. Die Gastronomie störe das architektonisch-landschaftsplanerische Ensemble. Es gebe Beschwerden über Geruchsbelästigung durch die Dixi-Toiletten. Die Uferpromenade werde durch die Liegestühle versperrt. Zudem habe man der Antragstellerin alternative Standorte an der Spree angeboten.

Doch Johanna Ismayr sucht die Nähe zu Berlins politischem Zentrum. Für sie ist es nicht der erste Streit mit der Behörde: „Auch in den beiden Vorjahren wollte man mir zunächst keine Genehmigung erteilen“, sagte sie. Erst nach Vermittlung der „Zentralen Anlauf- und Koordinierungsstelle für Unternehmen“ (ZAK) der Senatswirtschaftsverwaltung sei der Betrieb ermöglicht worden.

Christoph Lang, den Sprecher von Wirtschaftssenator Harald Wolf, erinnert die wiederholte Ablehnung an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. „Es ist schwer zu verstehen, warum jetzt eine Genehmigung verweigert wird, die in den vergangenen Jahren erteilt wurde“, sagte Lang. „Ich bin aber optimistisch, dass wir noch eine gemeinsame Lösung finden.“

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