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Berlin: Auf sicherem Weg

Damit Erstklässler gut in die Schule kommen, gibt es Routenplaner für Eltern. Wir haben Kinder begleitet

Für Franziska, Michelle und Virginia endet der Schulweg abrupt. Die Mädchen bleiben vor einem Zaun stehen – und blicken fasziniert hindurch. Dahinter ist der Spielplatz. „Auch das ist eine Falle auf dem Schulweg, wegen der die Kinder manchmal unpünktlich kommen“, sagt Schulweg-Expertin Martina Arnold. Doch andere Gefahren auf dem Schulweg sind weitaus gefährlicher: unübersichtliche Kreuzungen, unvorsichtige Radler, rasante Autofahrer. Damit die knapp 26 000 Erstklässler ab Sonnabend sicher in ihre Klasse und zurück gelangen, werden jetzt wieder Schulwegpläne an alle Berliner Eltern von ABC-Schützen geschickt. Bildungssenator Klaus Böger (SPD) übergab die Routenhilfen, die in Kooperation mit der Landesverkehrswacht und dank des finanziellen Engagements von BMW Berlin erstellt wurden, am Dienstag symbolisch.

Martina Arnold weiß genau, worauf Eltern und Kinder achten müssen. Die 48-Jährige ist im Schulamt Pankow Koordinatorin der Verkehrserziehung. Wir begleiten sie auf einem Schulwegtraining mit ihrer sechsjährigen Tochter Franziska. Hansastraße in Weißensee, auf den ersten Blick eine ruhige Wohngegend, keinerlei Gefahr. „Warten Sie ab, das täuscht“, sagt Frau Arnold. Morgens springen hier Berufstätige hektisch in ihre Autos, suchen Jugendliche der nahen Berufsschule „mit aller Gewalt einen Parkplatz“. Deshalb schärft sie „Franzi“ und ihren Freundinnen ein, auch mit Autos zu rechnen, die plötzlich aus Ausfahrten oder hinter Büschen hervorgeschossen kommen. Schon preschen die drei Schützlinge vor zur Ampel. „Die Kinder müssen lernen, auch sicher über die Straße zu kommen, wenn die Lichter ausfallen“, sagt Arnold.

Überbehüten sollte man die Kinder aber keinesfalls, warnt die Verkehrserzieherin. „Man muss ihnen Selbstständigkeit zugestehen.“ Ihr Tipp: „Mutter oder Vater sollten das Kind trotzdem mindestens ein halbes Jahr lang auf dem Schulweg begleiten.“ Wer mit Tochter oder Sohn auf dem Fahrrad unterwegs ist, sollte an Ampeln und bei Straßenüberquerungen „immer vom Rad absteigen und rüberlaufen“. So könnte man Unfällen mit rechtsabbiegenden Lkws vorbeugen. Klar, dass die ABC-Schützen auch helle, reflektierende Kleidung tragen sollten. Am Mittwoch übergibt unter anderem der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die von Ford gespendeten gelben Mützen für Schulanfänger in Berlin.

Einmal war der zweifachen Mutter Martina Arnold aber schon das Herz in die Hose gerutscht. „Franzi war mit dem Roller abgehauen, und auf der Straße gab es einen Stau.“ Das Kitakind hatte sich jedoch vorbildlich verhalten – und an der Ampel den Drückknopf betätigt.

Infos zum Schulwegplan im Internet:

www.coega.de

Annette Kögel

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