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Berlin: Auf Streife mit Imamen

Innenpolitiker halten Essener Idee für interessant Berliner Polizei setzt bereits auf andere Methoden

Polizisten und Imame gehen gemeinsam auf Streife – jedenfalls in Nordrhein- Westfalen. In sozial schwierigen Stadtteilen habe man damit gute Erfahrungen gemacht, erklärt der Integrationsbeauftragte der dortigen Landesregierung, Thomas Kufen. Die Intergrations- und Sicherheitsfachleute der Fraktionen des Berliner Abgeordnetenhaus halten die Ideen – mit Einschränkungen – für diskussionswürdig.

Dass die Polizei auch in Berlin einen besseren Zugang zu Migranten gebrauchen kann, bestreitet keiner der Abgeordneten. So sagt der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion Frank Henkel, es sei unstreitig, dass man noch mehr für den Dialog mit der türkischstämmigen Bevölkerung tun könne. Volker Ratzmann, Fraktionschef der Grünen, sagt, für alle Ebenen der Verwaltung gelte, dass man noch besser an die Einwandererfamilien heran kommen müsse. Wenn das nordrhein-westfälische Vorgehen mit den Imamen Erfolg verspreche, solle man es in Berlin einfach ausprobieren.

Doch am Erfolg des Modells gibt es Zweifel. Henkel benennt gleich drei: Erstens fragt sich der CDU-Politiker, ob die Berliner Imame genug Deutsch sprechen, um sich zunächst mal mit den Polizisten zu verständigen. Zweitens bezweifelt er, dass die Imame bereit wären, mit Polizistinnen auf Streife zu gehen. Drittens, so Henkel, stehe die Polizei eben auch für die hiesige Gesellschafts- und Werteordnung. Übersetzer zwischen zwei Welten sollten da eigentlich nicht nötig sein. Die Imame als Mittler sind für Henkel ein Zeichen der Bereitschaft, eine Parallelgesellschaft zu dulden. Davon hält er nichts.

Ähnlich sieht das ausgerechnet Udo Wolf, Innenpolitik-Fachmann der Links-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Es könne sinnvoll sein, wenn die Polizei im Abschnitt das Gespräch mit den Imamen suche, sagt er. Doch solle die Polizei so gut – und so gut ausgestattet – sein, dass sie Mittler zwischen sich und anderen nicht brauche.

Der SPD-Innenpolitiker Fritz Felgentreu und sein FDP-Kollege Björn Jotzo halten das Imam-Modell immerhin für prüfenswert. Beide weisen darauf hin, dass die Berliner Polizei schon allerlei tue, um in den Einwanderer-Kiezen gut zurecht zu kommen. Damit es gar nicht erst zu Autoritätsverlusten komme, müsse immer klar sein, dass die Polizei „Platzhirsch“ sei, wie Felgentreu sagt.

Die Polizei weist darauf hin, dass es in den Direktionen und Abschnitten bereits verschiedene Formen der Zusammenarbeit mit Migranten gebe. So seien Kooperationspartnerschaften mit Moscheegemeinden unterzeichnet, sagt ein Sprecher. Wenn es Erfolg verspreche, suchten die Beamten in den Abschnitten auch den Kontakt zu den Imamen. Beim Kreuzberger „My-Fest“ etwa beziehe die Polizei Respektspersonen der Migranten ein, um krawallfreudige junge Männer zu beruhigen. Am wichtigsten sei der Kontakt zu den Gemeinden. wvb.

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