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Berlin: Auferstehung der Plastikbecher

Infrarot-Sensoren erkennen, woraus Verpackungen bestehen–und sortieren sie

Beim Entsorgungsunternehmen Alba in Hellersdorf wird gerade die Vergangenheit abgerissen, weil die Zukunft begonnen hat. Die Vergangenheit, das war die Halle, in der seit Einführung des Grünen Punktes 1992 die unappetitliche Mischung aus den Gelben Tonnen Berlins sortiert wurde – großenteils per Hand. In der neuen Halle arbeiten weniger Menschen, aber die Jobs hier empfehlen sich auch eher für Maschinen.

Fast im Minutentakt kippen die Müllwagen ihren Inhalt einem riesigen Radlader vor die Schaufel. Der baggert das Gemisch aus Plastikflaschen, Büchsen, Folien und Werweißwas in den Schlund einer rotierenden Schnecke, die die Klumpen lockert und dem Aufpasser die Chance gibt, die größten „Fehlwürfe“ – Matratzen etwa – gleich auszusortieren. Alles andere fährt per Fließband nach nebenan. Hier rattern die Bänder in mehreren Etagen, kreuz und quer nach einer raffinierten Architektur, die gerade genug Platz für Sortiermaschinen, Transportröhren und Sammelbehälter lässt.

Erste Station ist die Siebtrommel – ein rotierender Zylinder, in dem ein Auto Platz hätte. Eine Höllenmaschine, doch sie hat Feinde: ein Stofftuch hängt in ihren Rippen und Bänder aus Videokassetten wirbeln herum. Sie müssen später manuell entfernt werden. Die Umstellung aufs DVD-Zeitalter ist eine Plage für Alba, ein ungelöstes Problem wie Aludeckel an Joghurtbechern. Was die Trommel auf drei Bänder gesiebt hat, fährt teils zur Windmaschine, die Folien absaugt. Anderes wird in weiteren Geräten nach Stoff und Größe auseinander gerüttelt, manches muss zur Nachkontrolle: fünf Mitarbeiter fischen Brauchbares aus den Resten, die auf dem Band vorbeirauschen. Immerhin saugen Entlüfter den Müllgestank aus dem Raum.

Auf die kleinen Plastikteile wartet der Clou der Anlage: Infrarot-Sensoren, die den Kunststoff erkennen. Einen halben Meter (also zwei Zehntelsekunden) später saugt eine von 64 Düsen genau das richtige Teil vom Band. So wandert Polyethylen (PE) in eine andere Kiste als Polypropylen (PP) oder Polystyrol (PS). Am Ende werden die „Fraktionen“ zu Paketen gepresst und zur Weiterverarbeitung ins Umland gefahren. Und eines Tages kommen sie zurück – als Müllcontainer oder Blumentöpfe beispielsweise. obs

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