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Berlin: Auffällig schon in der Grundschule

Abgeordnete diskutieren über Jugendgewalt

Die zunehmende Jugendgewalt in Berlin hat gestern die Parlamentarier im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses beschäftigt. Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) stellte in der Diskussion noch einmal das neue „Schwellentäter“-Konzept vor, mit dessen Hilfe auf mehrfach-kriminelle Jugendliche eingewirkt werden soll, bevor sie zum Intensivtäter werden. So werde sich wie bei der im Jahr 2003 gegründeten Intensivtäter-Abteilung der Staatsanwaltschaft auch bei diesem Konzept jeweils ein und derselbe Staatsanwalt um die jungen Täter kümmern. Als „illusorisch“ bezeichnete der innenpolitische Sprecher der Grünen, Volker Ratzmann, das Konzept. „Wie wollen Sie das bei der personellen Ausstattung denn überhaupt leisten“, fragte er die Justizsenatorin. Die Staatsanwälte seien jetzt schon über die Maßen überlastet.

Diskutiert wurden im Innenausschuss außerdem die Ergebnisse einer Studie zu jugendlichen Intensivtätern, die der Wissenschaftler Claudius Ohder im Auftrag der „Landeskommission Berlin gegen Gewalt“ erstellte. Wie bereits im Tagesspiegel berichtet, wurden für die Erhebung insbesondere die Vita und die schulische Entwicklung der Täter beleuchtet. Heraus kam, dass unter den Tätern die zumeist männlichen Jugendlichen zu über 70 Prozent aus Migrantenfamilien stammen. Oft beginnen die Probleme schon in der Grundschule, und gut 90 Prozent der jugendlichen Täter gehen auf Haupt- oder Sonderschulen. Nur ein Fünftel hat ein Schulabschluss. Bei jedem dritten Intensivtäter enthalten die Schulakten Hinweise auf auffälliges Sozialverhalten, mitunter über die gesamte Schulzeit verteilt, vor allem aber gehäuft in der Oberschule. Aggressives Verhalten gegenüber Mitschülern oder Lehrern spielt in den Akten ebenso häufig eine Rolle wie das Sitzenbleiben und Schwänzen. Ohder folgerte unter anderem daraus, dass es wichtig sei, dass „personenbezogene Zuständigkeiten“ nicht nur bei der Polizei und der Justiz vorhanden sein sollten, sondern „auch bei den Betreuungsinstanzen wie der Jugendhilfe“. Der Innenexperte der CDU, Frank Henkel, betonte hier, dass es wichtig sei, „nicht hauptsächlich präventiv, sondern im gleichen Maße repressiv“ vorzugehen. „Nur dann werden wir Erfolg haben“, sagte er.tabu

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