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Mutter, Tochter - Mann.

© Andreas Gebert/dpa

Aufgabenteilung in der Familie: Väter Berlins, engagiert euch!

Kita-Alltag, Schulausflüge: alles Frauenkram! Berlins Männer drücken sich um das familiäre Sozialleben. Zum Schaden der Kinder. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Saara von Alten

Irgendwann kommt der Moment des peinlichen Schweigens. Immer dann, wenn in der Schule oder Kita die neuen Elternvertreter gewählt werden müssen. Meiner Erfahrung nach sind es zu 90 Prozent Frauen, die sich am Ende des Elternabends breitschlagen lassen, den Job zu übernehmen. Die wenigen anwesenden Männer fühlen sich meist gar nicht angesprochen – ist halt langweiliger Frauenkram. Zweimal war ich selbst Elternvertreterin. Nach meiner ersten erfolgreichen Wahl (natürlich ohne Gegenkandidaten) bat ich einen Vater um seine Kontaktdaten für den E-Mail-Verteiler. Anstatt seiner eigenen schrieb er mir ohne zu zögern die Adresse seiner Frau auf – mit Informationen aus dem Kitaalltag seines Sohnes wollte er anscheinend nicht belästigt werden.

Auch in unserer sonst so progressiven Stadt sind es eben nach wie vor meist die Mütter, die sich familienintern um alles Soziale kümmern. Dabei sollte diese klassische Rollenverteilung auch in diesem Lebensbereich längst überholt sein. Väter Berlins, engagiert euch, es sind auch eure Kinder!

Mama backt Kuchen, Papa macht den Ölwechsel

Natürlich gibt es auch viele Männer, die in Fördervereinen helfen, Flohmärkte organisieren oder Geschenke für Erzieher basteln. In den meisten Familien ist es aber die Frau, die die Hobbys für die Kinder organisiert und wissen muss, wann der nächste Schulausflug stattfindet – weil es den Vater nicht interessiert oder er es sofort wieder vergisst.

Dabei bleibt es nicht: Viele Frauen halten den Kontakt zu Verwandten und Freunden aufrecht, backen zum Geburtstag des Mannes sogar Kuchen für seine Kollegen. Und freunden sich mit der Nachbarin an, nur damit diese dann im Urlaub die Blumen gießen kann. Für die Freundschaften der Kinder sitzen sie stundenlang auf Spielplätzen herum und treffen Mütter, die sie kaum kennen, nur damit der Nachwuchs sich verabreden kann. Laut einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung verbringen Mütter, die in Vollzeit arbeiten, zehn Stunden pro Woche mehr mit ihren Kindern als Väter mit der gleichen Wochenarbeitszeit.

Mann sollte schon wissen, wie der beste Freund des Sohnes heißt

Männer wenden häufig ein, sie würden sich dafür um den Ölwechsel des Autos und Reparaturen im Haushalt kümmern. Natürlich ist es jedem Paar selbst überlassen, die Hausarbeit nach den jeweiligen Fähigkeiten und Interessen aufzusplitten. Geht die Arbeitsteilung allerdings zulasten der Kinder, wird sie zum Problem. Wie will man als Vater eine langfristig stabile Bindung zum eigenen Kind aufbauen, wenn man nicht weiß, was die Tochter oder den Sohn alltäglich bewegt? Wie die besten Freunde heißen, wie die Lehrerin tickt, die Aufführung in der Musikschule oder der Wettkampf im Sportverein verlaufen sind?

Das Absurde: In den meisten Berufen sind Männer und Frauen zumindest formell gleichgestellt, im Privatleben wird dieser Fortschritt aber konterkariert, die Karriere für Frauen durch die familiäre Mehrbelastung erschwert. Dabei wäre das Engagement auch im Interesse der Männer. Wer sich jahrelang nicht einbringt, braucht sich später nicht zu wundern, wenn die Kinder auch von ihren Vätern nichts wissen wollen.

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