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Berlin: Aufgetaucht aus der Vergangenheit

Im Gropiusbau sind bald versunkene Schätze aus Ägypten zu sehen Die ersten spektakulären Ausstellungsstücke wurden gestern in Berlin erwartet

Bei dieser Fracht wäre man nicht überrascht gewesen, wenn Kleopatra persönlich am Steuerknüppel gesessen hätte. Was am Dienstagnachmittag an Bord des gigantischen „Beluga“-Airbus auf dem Flughafen Schönefeld erwartet wurde, klingt beinahe zu märchenhaft, um wahr zu sein: drei mehr als fünf Meter hohe Kolossalstatuen. Ein riesiger Granitkopf, der Caesarion, den Sohn von Julius Caesar und Kleopatra VII., darstellt. Teile des Naos der Dekaden – des ältesten astrologischen Kalenders, den die Menschheit je fand. 1500 Jahre ägyptische Geschichte, von 700 vor bis 800 nach Christus.

Zusammen mit rund 500 weiteren Exponaten von unschätzbarem Wert werden diese Kostbarkeiten ab dem 13. Mai im Martin-Gropius-Bau ausgestellt. Eine Weltpremiere, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Denn sie waren verloren geglaubt – bis der französische Unterwasserarchäologe Franck Goddio sie zwischen 1996 und 2001 vor der ägyptischen Küste entdeckte. Vor mehr als 1000 Jahren waren sie nach mehreren Naturkatastrophen im Mittelmeer versunken: sagenumwobene Orte wie der antike Hafen von Alexandria, dessen um 290 vor Christus errichteter Leuchtturm auf der vorgelagerten Insel Pharos zu den sieben antiken Weltwundern zählt. Der Name der Insel ging als das Wort für „Leuchtturm“" in viele romanische Sprachen ein.

Der studierte Mathematiker Goddio entdeckte auch Teile des Königsviertels von Alexandria sowie die antiken Städte Kanopus und Herakleion. Letztere war fast 1000 Jahre lang Ägyptens bedeutendster Seehafen nach Griechenland. Seit ihrem Untergang im 8. Jahrhundert unserer Zeit galt sie als für immer verloren – bis Goddio und sein Forschungsteam sie im Jahr 2000 entdeckten.

Für Fachleute markieren diese Funde nicht einfach ein neues Ausflugsziel in der Museumslandschaft. Sie vermitteln Eindrücke davon, wie sich die Kultur der Pharaonen mit der aus Mesopotamien, Griechenland und Rom vermischte. Für alle Beteiligten steht schon jetzt fest, dass die Ausstellung eines der größten Kulturereignisse dieses Jahres in Berlin sein wird. Insofern scheint es nur angemessen, dass die Schätze in einem der gewaltigsten Flugzeuge der Welt eingeflogen werden: Große Schätze haben einen großen Auftritt verdient. Und wer jetzt müde sagt, „ist doch nur Stein“, dem sei die Ausstellung als spektakulärer Einblick in die Unterwasserwelt ans Herz gelegt.

13. Mai bis 4. September im Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße, Mo., Mi., So. 10 bis 20 Uhr, Do., Fr., Sa. 10 bis 21 Uhr, Di. geschlossen. Infos unter www.aegyptens-versunkene-schaetze.org und unter www.gropiusbau.de, Eintritt: 10 Euro.

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