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Berlin: Aufrüstung unterm Sterngewölbe

In der Stammburg der Stiftung Stadtmuseum, dem Märkischen Museum Am Köllnischen Park 5, wurde die alte Waffenhalle wieder aufgerüstet. Das Sterngewölbe der spätgotischen Halle wird von schlanken Säulen gestützt, und dieser Raum umschließt nun wieder eine ansehnliche Militariasammlung, wie sie der Erbauer, der Stadtbaurat Ludwig Hoffmann, fürs Märkische Museum 1908 eben jener Halle zugedacht hatte.

In der Stammburg der Stiftung Stadtmuseum, dem Märkischen Museum Am Köllnischen Park 5, wurde die alte Waffenhalle wieder aufgerüstet. Das Sterngewölbe der spätgotischen Halle wird von schlanken Säulen gestützt, und dieser Raum umschließt nun wieder eine ansehnliche Militariasammlung, wie sie der Erbauer, der Stadtbaurat Ludwig Hoffmann, fürs Märkische Museum 1908 eben jener Halle zugedacht hatte. Nun ist alles, soweit noch vorhanden, wieder beisammen.

Nach dem Kriege, der dem Märkischen Museum ja schwere Schäden zugefügt hatte, diente die gotisierende Halle mancherlei Ausbreitungen, aber war ihrer eigentlichen Zuordnung als einer Art musealen Zeughauses entzogen worden. Es gab einiges zu restaurieren. Und wer scharf hinschaut, wird dies und das noch sehen, was einer pfleglichen Restauratorenhand bedarf. Immerhin ist das Gröbste behoben.

Wer bei Nennung der Militaria schaudert, der entspanne sich: Hier sind Kettenhemd, Ritterrüstungen, Gewehre, Morgensterne, Hellebarden und Lanzen, steinerne Kanonenkugeln - kurz: ist alles, was der mittelalterliche Haudegen gegen Haudegen ins Feld geführt hatte, nicht nur als Gruselkabinett beisammen. Hier haben die Treuhänder aller Schätze des Museums intelligente Gegensätze so geschickt drapiert, dass niemand mit dem Vorwurf kommen kann, hier huldigte man der Gewalt. Von Andreas Schlüters 22 ganz und gar unheroischen, also zutiefst menschlichen Masken sterbender Krieger, die er ans große Zeughaus brachte, sind im kleinen "Zeughaus" des Märkischen Museums ein paar Abformungen all dem martialischen Zeug gegenüber- gestellt. Diese leidenden Männerköpfe, fabelhaft in der Staatlichen Gipsformerei hergestellt, verdankt das Märkische Museum Irmgard Wirth, die das Berlin-Museum in der Lindenstraße einschlägig geleitet hatte. Professor Wirth hatte die Abformungen für ihr Berlin-Museum anfertigen lassen. Nun wurden die Masken aus einem Depot hervorgeholt und bekamen beredte Plätze.

Übrigens kann man die Speere, Lanzen, Hellebarden, das Kettenhemd, die Rüstungen und unter den Flinten zum Beispiel die Batterieschlosspirschbüchse, ja, das ganze Waffenarsenal auch als handwerkliche Kunststücke betrachten. Waffenschmiede des 13. bis 17. Jahrhunderts waren Kunsthandwerker. Und wer wollte sich ausgerechnet heute allen Ernstes darüber aufregen, wie in grauer Vorzeit die Menschen aufeinander eindroschen?! Die Menschheit hat im 20. Jahrhundert längst Fortschritte zu ihrer eigenen Tilgung gemacht.

Und ein Museum vom Zuschnitt unseres Märkischen stellt ja nicht nur Dinge aus, sondern Zusammenhänge der Dinge mit ihrer Zeit her. Und so sind die neu eingerichtete, alte Waffenhalle, die gotische Kapelle und der Zunftsaal des Märkischen Museums Raumereignisse der Museumsgestaltung am Übergang zum 20. Jahrhundert. Und das 21. Jahrhundert hat davon seinen Nutzen.

Ekkehard Schwerk

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