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Allen Umfragen zum Trotz: Engelbert Lütke Daldrup und Rainer Bretschneider glauben fest an die BER-Eröffnung für Oktober 2020.

© Bernd Settnik/dpa

Update

Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft: BER-Verantwortliche halten am Eröffnungstermin fest

Wird der BER rechtzeitig eröffnet? Das erwartet einer Umfrage zufolge kaum noch ein Bürger. Die Verantwortlichen sehen das anders.

Die Berliner, ja die Deutschen glauben nach einer neuen Umfrage mit großer Mehrheit nicht mehr daran, dass der Flughafen BER im Oktober 2020 startet. Dieses Ziel bekräftigten Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup und Chefkontrolleur Rainer Bretschneider am Freitag nach einer Sitzung des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft (FBB) in Tegel, die sich auch mit den Problemen um Brandmelder, Kabelpfusch und Dübel befasste.

„Meine Einschätzung ist, und das ist auch die des Aufsichtsrates: Wir werden den Termin Oktober 2020 halten“, sagte Bretschneider danach. „Wir glauben: Wir schaffen das.“ Das werde aber „keine leichte Aufgabe“. Lütke Daldrup betonte, dass man mit dem Tüv Rheinland, der die Anlagen prüft und freigeben soll, zur Lage am BER keine Differenzen habe.

Der Tüv werde in den nächsten Wochen die Freigabe für Sprinkler-, Lüftungs- und Rauchabzugsanlagen erteilen. „Sie erleben einen zufriedenen Geschäftsführer!“ Der Aufsichtsrat bewilligte Lütke Daldrup schon zusätzlich 20 Millionen Euro für den Probebetrieb und die Einstellung von 200 weiteren Mitarbeitern, die für den BER-Betrieb benötigt werden.

Im Gegensatz dazu haben nach einer Umfrage des Instituts Civey haben die Bürger den Glauben an einen BER–Start 2020 verloren. Und das in Deutschland noch mehr als in der Region, nachdem seit Baubeginn vor 13 Jahren inzwischen fünf Eröffungstermine nicht gehalten wurden, wobei insbesondere die kurzfristige Absage des Starttermins im Jahr 2012 weltweit Schlagzeilen provoziert hatte.

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Heute ist nur noch für 7,7 Prozent der Deutschen wahrscheinlich, dass der BER nun im Oktober 2020 in Betrieb geht. Aufgeschlüsselt halten es nur 5,8 Prozent für „eher wahrscheinlich“, 1,9 Prozent finden es „sehr wahrscheinlich“. Dagegen gaben 46,5 Prozent der deutschlandweit Befragten an, eine Eröffnung des neuen Berliner Flughafens im Oktober 2020 für „sehr unwahrscheinlich“ zu halten.

38,8 Prozent der Umfrage-Teilnehmer halten den Termin für „eher unwahrscheinlich“. Zusammen sind das 85,3 Prozent. An der Online–Befragung des Instituts Civey zwischen dem 13. Mai und dem 17. Mai hatten sich 12 058 Nutzer beteiligt, das Institut gibt die statistische Fehlergröße mit 2,5 Prozent an. Die Berliner sind dabei sogar ein wenig zuversichtlicher als der Rest der Republik. Die Umfrageergebnisse sehen jedenfalls etwas besser aus – wenn auch nur marginal.

Die Lage sei nicht dramatisch, meinen Lütke Daldrup und Bretschneider

13,8 Prozent der befragten Berliner halten die Eröffnung zum angepeilten Termin für „eher wahrscheinlich“, 3,9 Prozent für „sehr wahrscheinlich“ – etwa jeder Fünfte setzt noch auf 2020. Doch auch hier ist die große Mehrheit überzeugt, dass der Termin wieder nicht gehalten werden kann. 40,6 Prozent halten es für „sehr unwahrscheinlich“, dass der BER im Oktober 2020 eröffnet, 36,4 Prozent für „eher unwahrscheinlich“.

Diese Stimmung entspricht der Lage auf der Baustelle, wo es angesichts gerissener Puffer und nach wie vor akuter gravierender Probleme nach Recherchen immer unwahrscheinlicher – aber noch nicht unmöglich – geworden ist, den BER im Oktober 2020 zu starten.

So wurde auf der Pressekonferenz bestätigt, dass es etwa die Firma Bosch immer noch nicht geschafft hat, die hochkomplexe Brandmeldeanlage im Terminal störungsfrei in Betrieb zu setzen, bei der von 30000 Brandmeldern Signale in fünf miteinander vernetzten Brandmeldezentralen verarbeitet werden.

Lütke Daldrup sprach von kleineren Mängeln, die in den nächsten Wochen abgearbeitet würden. Und in einem Statusbericht des Tüv Rheinland vom 8.April war das Terminal in den zentralen Anlagen des Brandschutzsystems immer noch weit von einer Abnahmefähigkeit entfernt.

Im Terminal gibt es noch mehr als 9000 gravierende Mängel

Allein bei den Sicherheitskabeln der Brandschutzanlagen, die nach den geltenden Normen selbst bei einem Feuer nachweislich noch 90 Minuten funktionieren müssen, hatte es danach im März noch 9357 gravierende Mängel gegeben. Aktuell sollen davon nur noch 319wesentliche Mängel übrig sein, die beseitigt sein müssen, damit im Juli der Tüv Rheinland die Wirk- und Prinzip-Prüfung (WPP) aller Systeme starten kann.

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Diese Zahl nannte ein Zeuge des von der FBB beauftragten Projektsteuerers WSP, der am Freitag im BER-Untersuchungsausschuss aussagte. Lütke Daldrup, der in den letzten Tagen gegenüber Aufsichtsräten ähnliche Zahlen genannt hatte, wiederholte das auf der Pressekonferenz nicht. In einer FBB-Mitteilung wurde er so zitiert: "Die Schlagzahl bei der Mängelbeseitigung an den prüfpflichtigen Kabelgewerken muss die Firma ROM erhöhen, damit wir im Herbst damit endlich fertig werden."

Die WPP werde im Sommer starten. Die sollte im Mai beginnen, was sich nun bis Juli verzögert. Schon jetzt steht fest, dass danach noch tausende andere Mängel abzuarbeiten sind – womöglich während der Abnahmen durch den Tüv und die Baubehörden, die das mittragen müssten, oder wie 2012 während des ORATProbebetriebes (Operational Readiness and Airport Transfer / Operative Inbetriebnahme und Flughafenumzug). Lütke Daldrup hatte am 4. April gegenüber den BER-Eignern Berlin, Brandenburg und dem Bund erklärt, er könne die ursprüngliche Sicherheit für diesen Termin „nicht mehr uneingeschränkt garantieren“.

11,5 Millionen Passagiere flogen von und nach Berlin in 2019

Die Verantwortlichen verkündeten am Freitag zwei positive Nachrichten: Zum einen hat die Flughafengesellschaft 2018 mit einem operativen Gewinn von 118,7 Millionen Euro aus den Einnahmen der Alt-Airports Schönefeld und Tegel das beste operative Ergebnis ihrer Geschichte erzielt, schreibt allerdings wegen des BER mit einem Gesamtminus von 77 Millionen Euro weiter tiefrote Zahlen.

Zum anderen flogen in den ersten vier Monaten 2019 rund 1,5 Millionen Menschen mehr von und nach Berlin als im ersten Quartal des Vorjahres, insgesamt 11,5 Millionen Passagiere. Einen Grund, die Ausbauprognosen für den BER und die bisher geplanten Erweiterungen anzupassen, sieht Lükte Daldrup nicht.

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