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Auftritt der Woche: Carlos Santana - Althippie aus Mexiko

Carlos Santana hat vor gut 40 Jahren in Woodstock den Latin Rock erfunden. Bei seinen Berliner Konzerten erfreut er mit singendem Gitarrenton und bizarren Botschaften.

Am zweiten Tag des legendären Woodstock-Festivals, am Sonnabend, dem 16. August 1969, betrat um zwei Uhr nachmittags eine unbekannte Band die Bühne: Santana mit ihrem Stück „Soul Sacrifice“. Mit ihrer vorher nie gehörten, wilden Mischung aus Blues und lateinamerikanischen Salsa-Rhythmen, mit schwerem verzerrten Hammond-Orgel-Sound, einem berserkernden Drummer, zwei Percussionisten und dem warmen, singenden Gitarrenton des gerade erst 22-jährigen Mexikaners Carlos Santana wurden sie mit ihrem 45-minütigen Auftritt zu einer der größten Attraktionen des Festivals und schnell weltweit bekannt.

Am kommenden Sonnabend besucht die Band mal wieder Berlin und spielt in der O2-World in Friedrichshain. 41 Jahre liegt der Gig in Woodstock inzwischen zurück. Die sensationelle Band von damals hatte sich nach drei feinen Alben 1971 aufgelöst. Carlos Santana hat mit ständig wechselnden Begleitmusikern weitergemacht, später mit einem stilistischen Wechsel zur „Jazz-Fusion“, einigen orientierungslosen Experimenten, doch immer auch mit seinem unverwechselbaren Gitarrensound, der so viele jüngere Gitarristen angeregt und beeinflusst hat.

Nach einer fünfjährigen Pause gelang Santana 1999 ein erstaunliches Comeback. Das Album „Supernatural“ – eine Kollaboration mit diversen jüngeren Musikern wie etwa Rob Thomas von Matchbox 20 – mit den Nummer-Eins-Singles „Smooth“ und „Maria Maria“, verkaufte sich etwa 27 Millionen Mal und wurde zu seinem größten Triumph.

Sein jüngstes Werk „Guitar Heaven“ klingt nun allerdings ein bisschen wie eine aufgemotzte Oldie-Mucke mit einem, hinter wechselnden Sängern, solide handwerkelnden Gitarristen. Sowie einem Coverband-Rummelplatzrepertoire von „Whole Lotta Love“ bis „Smoke On The Water“. Ohne dabei den Songs von Beatles, Stones, Doors, Cream, Hendrix bis zu T.Rex einen neuen Aspekt abzugewinnen – uninspiriert, kraftlos, öde. Wehmütig fragt man sich, wo die Energie, die Ideen, die Leidenschaft des feurigen Woodstock-Auftritts geblieben sind.

Zumal Carlos Santana immer wieder gerne den alten Hippiegeist von Woodstock beschwört. Erst kürzlich noch hatte er erzählt: „Die Woodstock-Generation war überzeugt, dass die Berliner Mauer eines Tages fallen würde – und sie tat es. Doch gibt es noch viele Mauern, die einzureißen sind, Mauern, die aus Angst gebaut sind. Woodstock aber hatte mit Liebe und Frieden zu tun! Und diese Formel gilt auch heute noch!“

Noch bevor die Berliner Mauer fiel, trat Santana, der seit 1972 oft und regelmäßig in Berlin gastierte, im April 1987 im Ost-Berliner „Palast der Republik“ auf. Seine Fans in der ehemaligen DDR schwärmen noch heute von einem außergewöhnlichen Konzert.

Bei einem verregneten Auftritt im Mai 2002 in der Waldbühne, als der Gitarrist begeistert seine Zuhörer fragte, ob sie sich nicht auch freuten, dass die Mauer weg sei, regierten die eher gleichgültig. Vier Jahre später allerdings, als Santana in der Treptower Arena verkündete: „Berlin. Ost und West. Was ist daraus geworden? Eine Einheit. Es war nicht Ronald Reagan, der das geschafft hat. Es waren Bob Marley und John Lennon“, da wurde seine Botschaft von den Berliner Fans mit tosendem Beifall bedacht.

Mal sehen, welche bizarren Botschaften der 63-jährige Latinrocker in der Arena am Ostbahnhof verkündet. Ganz gewiss wird noch einmal Woodstock beschworen mit „Love, Peace and Happiness“ und „Freedom“. Und Santana wird seine Gitarre noch einmal singen lassen zu den alten Hits „Jingo“, „Samba Pa Ti“, „Oye Como Va“ und – na klar – „Soul Sacrifice“.

02-World, Sonnabend, 20 Uhr, 70 Euro

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