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AUFTRITTE DER WOCHE: Das Berlin Festival holt Größen der Indie- und Elektroszene in die Stadt

Start frei für Überflieger. – Am kommenden Freitag beginnt das zweitägige Konzertspektakel auf dem Tempelhofer Festivalgelände.

Frühes Erscheinen ist diesmal absolute Pflicht, jede Verspätung könnte fatale Folgen haben. Wer etwa ein großer Fan des Musikers James Blake ist und am Freitag, dem Eröffnungstag des Berlin Festivals, nicht um 14 Uhr vor der Hauptbühne auf dem überdachten Rollfeld von Tempelhof steht, wird den Auftritt seines Lieblings verpassen. Der britische Shootingstar, der mit seinem Debütalbum kürzlich für den renommierten englischen Mercury Prize nominiert war, eröffnet das zweitägige Konzertspektakel.

Zum sechsten Mal findet das Berlin Festival nun schon statt. Wie bereits im vorigen Jahr bildet es den Abschluss der Berlin Music Week, die ab Mittwoch auf dem Flughafen Tempelhof und an anderen Orten der Stadt läuft. Angekündigt für das Festival sind Künstler wie Primal Scream, Aloe Blacc, Suede, Boys Noize und Casper. Das Line-up bezeichnet Veranstalter Cornelius „Conny“ Opper als „eklektische Mischung aus Elektro und Indie“. Höhepunkt dürfte die anderthalbstündige Show der Beginner am Samstagabend ab 22.30 Uhr sein. Es ist der erste gemeinsame Auftritt von Jan Delay, Denyo und DJ Mad seit sieben Jahren. Gerüchten zufolge chartern Fans in Hamburg, der Heimatstadt des Hip-Hop-Trios, bereits Dutzende Busse, um das Ereignis nicht zu verpassen.

„Das Programm ist deutschlandweit einmalig und kann sich auch über die Landesgrenzen hinweg sehen lassen“, sagt Conny Opper beim Treffen auf dem Rollfeld, zu dem er mit Festivalsprecher Carsten Stricker kommt. Opper, seit seinem legendären Rio-Club in der Chausseestraße in Mitte einer der bekanntesten Partymacher der Stadt, trägt Sonnenbrille und Sakko, darunter ein T-Shirt mit der Aufschrift „Berlin wasted youth“. Der 38-Jährige blickt hinüber zum Flughafengebäude, wo kurz zuvor eine Automesse stattgefunden hat und gerade die Abbauten laufen. Unruhig tritt er von einem Fuß auf den anderen. Man könnte meinen, es sei Nervosität.

Lesen Sie auf Seite zwei: Was die Berlin Music Week von Düsseldorf gelernt hat.

Abwegig wäre das nicht nach den Schlagzeilen vom vorigen Jahr. Damals musste das Berlin Festival vorzeitig abgebrochen werden, weil es vor dem Eingang zu Hangar 4 zu einem Stau gekommen war. Mehrere tausend Besucher drängten sich in die Halle, wo der britische Musiker Fatboy Slim auftreten sollte. Die Loveparade-Katastrophe von Duisburg lag nur wenige Wochen zurück, die Bilder von der Massenpanik waren noch präsent. Polizei und Organisatoren beschlossen daraufhin, die Veranstaltung vorsichtshalber zu beenden. Eine richtige Entscheidung, findet Opper heute noch. Und Festivalsprecher Carsten Stricker betont, dass die meisten Besucher Verständnis für den Abbruch gehabt hätten. Entschädigt wurden sie drei Monate später mit einem Konzert in der Arena.

Aus den Ereignissen vom vergangenen Jahr haben die Festivalmacher gelernt. Der Einlass wird diesmal nicht über die zentrale Empfangshalle erfolgen, sondern über den Eingang zum Park – und somit separat vom Geschehen der ausklingenden Musikwoche. Der Weg dorthin wird ausführlich ausgeschildert, zudem werden am Platz der Luftbrücke Lotsen stehen. Die Tore zwischen den Hangars sind durchgängig offen, die Bühnen stehen diesmal quer und sind dadurch besser einsehbar. Außerdem wird um Mitternacht Schluss sein. Aber nur auf dem Flughafengelände, denn anschließend geht es auf dem Arena-Gelände mit dem „Club Xberg“ weiter, wo unter anderem die Hip-Hop-Legenden Public Enemy spielen werden. Damit die Festivalbesucher auch wirklich dorthin finden, fahren Shuttle-Busse ab Tempelhof.

Er habe das Gefühl, endlich angekommen zu sein, sagt Conny Opper. Die erste Auflage des Berlin Festivals fand 2005 im brandenburgischen Paaren im Glien statt und dauerte einen Tag. 2007 zog die Veranstaltung ins Poststadion in Moabit, im darauffolgenden Jahr fiel sie aus, 2009 präsentierte sich auf einer neuen Bühne: in Tempelhof. Der stillgelegte Flughafen sei die perfekte Kulisse, sagt Opper. Und Sprecher Carsten Stricker fügt hinzu: „Wir sind jetzt ein urbanes Festival, mitten in der Stadt. Ohne Camping. Ohne Matsch.“ Mehr Komfort bietet keine andere Veranstaltung dieser Art.

Freitag und Samstag, Beginn 14 Uhr. Das Kombi- Ticket für zwei Tage kostet 81 Euro, der Eintritt zum anschließenden „Club Xberg“ kostet 26 Euro pro Abend. Weitere Infos zum Programm unter www.berlinfestival.de.

Ein Interview mit Conny Opper gibt es in der morgen erscheinenden Tagesspiegel-Beilage zur Berlin Music Week.

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