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Berlin: Auktionator Bernd Schultz

Noch etwas mühsam bewegt sich der sonst so mobile Herr mit der frechen Locke auf dem Cäsarenkopf, offenem Hemd und gelbem Schal mit seinen zwei Krücken an den Tisch im Wintergarten. Sein Lieblingsplatz gleich neben der Villa Grisebach in der Fasanenstraße!

Noch etwas mühsam bewegt sich der sonst so mobile Herr mit der frechen Locke auf dem Cäsarenkopf, offenem Hemd und gelbem Schal mit seinen zwei Krücken an den Tisch im Wintergarten. Sein Lieblingsplatz gleich neben der Villa Grisebach in der Fasanenstraße! Unweit von dort hat ihn im Dezember ein Taxi angefahren und schwer verletzt. In der Charité haben sie ihn wieder „repariert“. Das war der Start in sein zweites Leben.

Das erste Leben hat er in Bremen begonnen. Ein „durch und durch“ hanseatischer Kaufmann war schon sein Vater. Rotwein, Holz und Furniere. Die große Begabung für Handel hat der Sohn geerbt. „Mut, Dinge anzupacken, immenser Fleiß und große Zuverlässigkeit“, das seien die Zutaten für Erfolg. Im Internat in Holzminden ist er aufgewachsen, die Eltern hatten sich früh getrennt. Von der Schule und dem Alumni-Netzwerk schwärmt er noch heute und ganz begeistert ist er vom Fußball, von Fritz Walter und seinem Verein Werder Bremen.

Nach dem Abitur folgte eine Banklehre bei Lampe in Berlin. Danach trat er bei Pels Leusden, dem er „unendlich viel zu verdanken habe“, in dessen berühmtes Buch- und Kunstantiquariat ein. Halbtags. Von dem ausgehandelten Obolus von DM 580,– im Monat konnte er nun nebenher ein Studium an der FU – Germanistik, Jura und Geschichte – finanzieren. Weil der junge Bremer gut organisieren und verkaufen konnte, stieg sein Gehalt von Jahr zu Jahr kräftig. Und er stieg um auf Kunstgeschichte.

Das Geld reichte bald zu einer eigenen Gründung. Genau vor 20 Jahren – am 26. April 1986 – eröffnete er die Villa Grisebach, die zuvor aufwändig restauriert worden war. Plötzlich saß er nicht mehr auf 300, sondern auf 1300 Quadratmetern und statt vier waren es nun 12 Mitarbeiter. Aber Bernd Schultz hat immer Glück gehabt. Heute ist die Marke Villa Grisebach mit Büros in München, Hamburg, Zürich, London und New York international ein Begriff. Mit ihren 40 motivierten jungen Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt 34 Millionen Euro sind sie mit Lempertz in Deutschland die Nr. 1. In Zukunft wird Sohn Daniel – ebenfalls gelernter Banker – als Vertreter der jungen Generation in Berlin antreten und noch mehr „moderne Akzente“ setzen. Der Senior wird weiter das Heft in der Hand halten, seit 20 Jahren im Hintergrund unterstützt von seiner sehr aktiven amerikanischen Frau. Reisen werden sie künftig noch mehr. Das Einzige was der kunstsinnige Händler Schultz wirklich bedauert: Er habe nie längere Zeit im Ausland gelebt.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Bernd Schultz, (64) ist geschäftsführender Gesellschafter der Villa Grisebach

Auktionen GmbH und

öffentlich bestellter und vereidigter

Auktionator für Kunst

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