zum Hauptinhalt

Berlin: Aus purer Wut

Schauspielerin zündete nach Beziehungsstreit Kita in Prenzlauer Berg an

Eine knappe Stunde reichte wohl, um die Kindertagesstätte „Sonnenmäuse“ in der Conrad-Blenkle-Straße 46 in Prenzlauer Berg so zuzurichten: Verkohlte Böden und rußgeschwärzte Wände, eine zerstörte Küche und viele verbrannte Möbel. Die Kita werde für längere Zeit nicht zu nutzen sein, erklären übereinstimmend Michael Havemann von der Berliner Kriminalpolizei und die Bezirksstadträtin von Pankow, Christine Keil (Linke).

Am frühen Sonntagmorgen war die 20-jährige Berliner Schauspielerin Maria K. durch ein Fenster in die Kita eingedrungen und hatte in zehn Räumen Feuer gelegt. Gegen 2.40 Uhr hatten Anwohner die Flammen bemerkt und daraufhin Polizei und Feuerwehr alarmiert. Die Beamten fanden die Brandstifterin auf dem Dach des zweistöckigen Gebäudes. Sie sei vor den Flammen dorthin geflüchtet und habe sich ohne Gegenwehr festnehmen lassen, heißt es bei der Polizei.

Bei der Vernehmung habe K. zu Protokoll gegeben, spontan gehandelt zu haben. Die Kita sei ein Zufallsobjekt gewesen; sie hätte ihre Wut auch überall sonst rauslassen können, sagte Havemann. Als Motiv habe die Schauspielerin einen Beziehungsstreit mit ihrem Freund in ihrer nahe gelegenen Wohnung angegeben.

„Es tut mir Leid, ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe“, sagte K. laut Havemann gleich nach ihrer Festnahme. Diese Einsicht wird ihr jedoch wenig helfen – es droht eine Haufstrafe von mehreren Jahren, außerdem eine Rechnung der Feuerwehr über gut 2000 Euro. Die war mit drei Staffeln angerückt, insgesamt mit sechs Fahrzeugen und 25 Mann. Ihre Löscharbeiten dauerten bis 3.50 Uhr, bis halb fünf war die Conrad-Blenkle-Straße gesperrt.

Die Höhe des Schadens in der Kita ist noch unklar, dürfte aber sechsstellig sein. „Ich hoffe, dass die Versicherung dafür aufkommt“, sagt Christine Keil, „das kann ja niemand alleine bezahlen.“

Maria K. bekannt aus dem Kinofilm „En Garde“, für den sie 2004 in Locarno ausgezeichnet worden war, und aus der ARD-Produktion „Liebe Amelie“, wird wohl wegen schwerer Brandstiftung angeklagt werden.

165 Kinder und ihre 20 Erzieherinnen sind davon betroffen, dass ihre Kita nun für mehrere Monate geschlossen bleiben wird. 115 Kinder werden regulär dort betreut, im Moment sind weitere 50 Kinder dort untergebracht, deren Kita renoviert wird. „Alle Kinder werden jetzt erstmal in fünf umliegenden Kitas untergebracht“, sagt Keil. Als Dauerzustand sei das aber unmöglich.

Christian Helge Röfer

Zur Startseite