zum Hauptinhalt
Für die meisten Auszubildenden ist klar, dass sie digital fit sein müssen in ihren Berufen. Doch sie sehen sich noch nicht genug vorbereitet, heißt es im Ausbildungsreport des DGB.

© imago/Westend61

Update

Ausbildungsreport des DGB: Berliner Azubis fühlen sich nicht genug auf Digitalisierung vorbereitet

Die Betriebe in Berlin bieten zu wenig Ausbildungsplätze an und bereiten die jungen Menschen nicht gut genug auf die Digitalisierung im Job vor.

Es reicht nicht, wenn junge Leute prima whatsappen und Instagram-Storys posten können: Wer heute ins Berufsleben einsteigt, muss besser auf den digitalen Wandel vorbereitet werden. Doch tun das die Betriebe und Berufsschulen in Berlin genügend? Offenbar nicht.

So liest sich jedenfalls das Ergebnis des „Ausbildungsreports 2019“ des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), den die DGB-Jugend Berlin-Brandenburg am Dienstag vorgestellt hat. Dafür waren von September 2018 bis zu diesem Sommer 2000 von knapp 65.000 Auszubildenden in der Region an ihren Berufsschulen über die Qualität ihrer dualen Ausbildung befragt worden.

Das Ergebnis: Die meisten Auszubildenden sind zufrieden – allerdings fühlen sie sich nicht genügend auf die Digitalisierung vorbereitet. Dabei halten 80 Prozent der Befragten die Digitalisierung und Automatisierung für ihren Berufsweg für sehr wichtig.

Doch die Ausstattung der Berufsschulen wurde kritisch bewertet, teilweise sogar als mangelhaft. „Damit die Schulen nicht von der laufenden Entwicklung abgehängt werden, muss das Land hier investieren“, forderte Christian Hoßbach, DGB-Vorsitzender Berlin-Brandenburg.

Auch die Instandhaltung und Wartung von Hard- und Software müsse besser entwickelt werden. Hoßbach schlug zudem vor, eine „zentrale digitale Lernplattform in öffentlicher Hand“ zu schaffen, damit vernetztes Lernen zwischen den einzelnen Schulen möglich wird.

Die Betriebe bilden zu wenig aus

Eines der großen Probleme sei zudem das „deutliche Missverhältnis“ zwischen Angebot und Nachfrage. In Berlin gab es im vergangenen Jahr demnach 15.917 gemeldete Stellen, aber 21.680 gemeldete Bewerber. Somit kämen auf 100 Bewerber nur 73 Ausbildungsplätze. Die Betriebe bilden zu wenig aus.

In Berlin beteiligen sich lediglich 11,3 Prozent der Betriebe an der Ausbildung, das Land liegt damit weit unter dem Bundesdurchschnitt von 19,7 Prozent. „Ausbildungsplätze kosten auch Geld, und viele Betriebe wollen das nicht ausgeben oder sind zu bequem, mehr zu tun“, schildert Hoßbach. Doch damit werde der Fachkräftemangel in der Stadt immer größer. „Die Betriebe müssen anfangen, endlich ihre Fachkräfte selbst auszubilden.“

[In unseren Leute-Newslettern berichten wir wöchentlich aus den zwölf Berliner Bezirken. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Als Beispiel nannte er die Industriebranche. „Hier sehen wir leider nur überschaubare Erfolge.“ Lediglich 900 Verträge seien im Vorjahr mit Auszubildenden in der Industrie geschlossen worden. Auch Daimler und Siemens böten jungen Menschen weniger Stellen an als zuvor. „Der Trend ist leider nicht positiv“, sagte Hoßbach.

Die Befragung ergab zudem, dass die Zufriedenheit in größeren Betrieben höher ist als in kleineren mit bis zu 250 Beschäftigten. Vor allem Chemielaboranten und Verfahrensmechaniker sind „sehr zufrieden“, aber auch Industriemechaniker und Mechatroniker.

Am wenigsten glücklich mit ihrer Berufsausbildung sind Kaufleute im Einzelhandel, Köche und Azubis im Hotel- und Gaststättengewerbe. Hier seien die vielen Überstunden ein Problem. In allen Branchen zeige sich, dass viel zu viele Sachen machen müssen, die nichts mit ihrer Ausbildung zu tun haben: Kaffee kochen, Kisten schleppen oder Regale einräumen.

Je unzufriedener die Nachwuchskräfte sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre Ausbildung mittendrin abbrechen. Auch das nannte DGB-Bezirkschef Hoßbach ein großes Problem.

Zur Startseite