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Diego wurde vor etwa sechs Wochen vor der Praxis einer Tierärztin gefunden. Woher die kleine Raubkatze stammt, ist unklar.

© dpa

Ausgesetzt in Bernau: Plötzlich lag ein Tigerbaby vor der Tür

Das Tiger-Baby Diego hat mit seinen sechs Wochen schon vieles erlebt. Kurz nach der Geburt ist es vor einer Tierarzt-Praxis in Bernau abgelegt worden. 

Diego war mehr tot als lebendig, als er bei Tierärztin Doris Tesch vor die Tür gelegt wurde. „Der kleine Tiger rührte sich im Körbchen nicht, lag im Koma, war restlos dehydriert“, sagt die Medizinerin aus Bernau. Im August wurde sie unverhofft Tiger-Ersatzmama. Das Junge war damals kaum älter als drei Tage. Die abgeklemmte Nabelschnur klebte noch am Bauch. „Alle haben mir gesagt, dass ich Diego nicht durchbekomme. Aber nix da, über Infusionen habe ich ihn aufgepäppelt“, sagt sie .

Tesch vermutet, dass Zirkusleute ihr den Kleinen vor die Tür gelegt haben. „Meine Praxis liegt in unmittelbarer Nähe der Bundesstraße 2. Vielleicht haben die mich gegoogelt.“ Vor der Tür war aber niemand mehr zu sehen, als sie öffnete. „Ich bin nicht so schnell runtergekommen. Es war sechs Uhr in der Früh, als die bei mir Sturm geklingelt haben“, erinnert sich Tesch.

Wie ein Sechser im Lotto

Danach habe ihre ganze Familie sich um das Tigerchen gekümmert. „Dem Tier ging es wirklich schlecht. Dennoch war es für mich wie ein Sechser im Lotto. Ich wollte schon immer einen Tiger mit der Flasche aufziehen.“ Vier Tage lang sei nicht klar gewesen, ob er es schafft, sagt Tesch. Im Zwei-Stunden-Takt wurde der Tiger aufgepäppelt – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Inzwischen ist Diego gesund und mopsfidel. Aber auch wenn er aussieht wie ein großes Plüschtier: Auf dem Arm kuscheln geht gar nicht. „Kraulen am Boden lässt er sich aber gerne gefallen.“ Namenspate war eine Zeichentrickfigur. „Für meine Tochter Lysann gab es nur Diego. Das ist der Säbelzahntiger aus ,Ice Age’“, sagt die Tierärztin.

Er soll nach Tempelfelde umziehen

Bald soll Diego ins Wildkatzenzentrum Felidae nach Tempelfelde umziehen. Damit er sich dort wohlfühlt, muss ein eigenes Gehege gebaut werden. „Dafür ist es wichtig zu wissen, welcher Tigerart Diego angehört“, sagt Renato Rafael vom Wildkatzenzentrum. Bestimmte Arten können das ganze Jahr im Freien leben, andere benötigen eine feste Unterkunft. Die Art könne allerdings nur über einen kostspieligen DNA-Test bestimmt werden. Damit es Diego bald schön hat, sei das privat geführte Wildkatzenzentrum auf Spenden angewiesen. Außerdem sollen für den Umbau der Anlagen Fördermittel beantragt werden.

George Russew, dpa

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